Kontrollen, Verräter, Bierverbote

Bonns Nachbarstadt Köln greift nun härter durch. Seit kurzem wurde ein neues, schärferes, Alkoholkonsumverbot an U-Bahnhaltestellen und in öffentlichen Verkehrsmitteln salonfähig gemacht. Demnach kann schon eine offene Flasche ausreichen, um dein 1-€-Bier vom Kiosk zum teuersten deines Lebens werden zu lassen. 40 € werden nämlich fällig, wenn du dich des Verzehrs oder des Mitführens von (geöffneten) alkoholischen Getränken in Bus und Bahn oder an U-Bahnhöfen schuldig machst. Keine Verwarnungen, kein Wenn und kein Aber. Asche auf dein Haupt.
Um die gesamte Bandbreite an Schwarzfahrern und Alkoholsündern abfrühstücken zu können, bieten die Kölner Verkehrsbetriebe in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder ein besonderes Berufsfeld für Studierende an: Kontrolleur. Dieses Verfahren reicht zurück bis tief in die 2000er – ähnlich wie David-Beckham-Frisuren und Alkopops – erscheint nun aber von größerer Bedeutung. Schließlich ist man spätestens jetzt selbst ein Student und deine Freunde sind es auch. Und schon bald vielleicht Kontrolleure in Kölner Verkehrsmitteln…

KVBKommentar

„Die wollen uns gegeneinander ausspielen und Misstrauen sähen“, scherzte ein Bonner Freund von mir, als ich ihm von den neuesten Entwicklungen in meiner heimatlichen Domstadt erzählte. Aber scherzte er wirklich? Stelle dir nur einmal folgendes Szenario vor: Es ist Samstagabend, die Woche in der Uni war hart und nun willst du ein bisschen abschalten. Du kaufst am Kiosk noch eben ein Wegbier und machst es dir in der Straßenbahn gemütlich, die dich zu dieser Party bringen soll, auf die du dich schon die ganze Woche über freust. Zwei junge Männer betreten die Bahn an der nächsten Haltestelle. Du witterst die Gefahr nicht, denn du siehst es ihnen nicht an. Sie sehen so aus wie du und ich. Aber dann, tatsächlich, einen von ihnen erkennst du doch: Es ist dein alter Kumpel Tommi. Richtig, genau der Tommi, mit dem du dich früher vor den DB-Kontrolleuren auf der Zugtoilette versteckt hast. Dann kommt dein alter Kumpel und jetziger Kommilitone langsam durch den Waggon auf dich zu. Schon willst du die Hand zur Begrüßung heben, doch da zückt er bereits sein Arbeitswerkzeug und druckst irgendetwas wie: „Alter, du weißt doch, dass du in der Bahn nicht trinken darfst. Tut mir Leid, aber das macht 40 €, Mann“. Du willst  ihm wirklich gerne glauben, dass ihm das Ganze Leid tut, aber im Angesicht des Bruderverrats kannst du nur noch stammeln: „Auch du, mein Kommilitone Tommi?“
Dura lex, sed lex, wie der Lateiner sagen würde. Das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz und auf seiner nächsten WG-Party kannst du Tommi immer noch einen Harzer Roller hinter die Heizung kleben. Denn Rache ist Schimmelkäse. Und wie sagte schon Julius Caesar, der legendäre Staatsmann und Führer der Römischen Republik, dem diese Worte tragische Ironie einbrachten? „Ich liebe den Verrat, hasse aber den Verräter!“
Ave, Caesar, morituri te salutant!

Dennoch: Der Studentenjob des Ticketkontrolleurs kann eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Arbeiten als Kellner oder Aushilfe im Supermarkt sein. Und mit elf Euro die Stunde ein gutbezahlter Pakt mit dem Teufel. Aber dafür auch zu studentenunfreundlichen Zeiten. Die Aushilfen von der Uni übernehmen nämlich hauptsächlich den Spätdienst am Wochenende. Da muss man in den sauren Apfel beißen.
Sollte ich demnächst also dringend einen Job benötigen, um das BAföG aufzustocken, dann schicke ich meine Bewerbungsunterlagen verstohlenen Blickes und mit tief ins Gesicht gezogenem Filzhut an die KVB-Zentrale. Falls du und ich uns dann begegnen sollten, dann nimm es mir bitte nicht übel. Ich bin ganz Sklave meiner beruflichen Pflicht und Leid tut es mir auch.
Aber sag ja nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen