Der Ton macht die Musik

Interview mit Chorvorstand Magdalena

Magdalena Möhlenkamp ist Mitglied im Vorstand des Chores des Collegium musicum. Sie studiert Jura an der Uni Bonn und saß auch schon für die Juso-Hochschulgruppe im Studierendenparlament.

Der Streit mit dem Rektorat entzündete sich an der Neubesetzung des Akademischen Musikdirektors. Warum wurde die Stelle überhaupt frei?

Der Akademische Musikdirektor konnte seine Ausgaben bisher immer selbst verantworten und war frei in seiner künstlerischen Betätigung. Mit der Abschaffung des Forums für kulturelle Zusammenarbeit im letzten Jahr wurden ihm diese Hoheiten per Rektoratsbeschluss entzogen. Herr Kellinghaus musste sich von heute auf morgen alles genehmigen lassen: Egal ob der Einkauf von Stiften, die Miete eines Veranstaltungsorts oder das Konzertprogramm. Alles musste mit einer neu implementierten Kulturintendanz abgestimmt werden. Damit kann ein Musiker mit eigenen Vorstellungen natürlich nur schwer leben, da hat Herr Kellinghaus dann gekündigt.

Wieso bestanden Chor und Orchester auf ein Probedirigat?

Im musikalischen Bereich ist ein Probedirigat allgemein üblich. Ensemble und Dirigent erhalten die Gelegenheit, sich gegenseitig zu beschnuppern, gewissermaßen wird die Harmonie gegenseitig ausgetestet. Dabei ist die musikalische Arbeit entscheidend, nicht die schriftliche Bewerbungsmappe. Deshalb ist für uns auch eine Berufungskommission unverzichtbar, besetzt mit Experten aus verschiedenen Fachbereichen. Musikwissenschaftler, Musikpraktiker, Mitglieder der Universitätsverwaltung und eben auch Studierende sollen ihr Votum abgeben. Die Beteiligung von Studierenden sollte dabei für eine demokratische Hochschule selbstverständlich sein. Genauso ist es bei der Besetzung von André Kellinghaus ja auch geschehen.

Wie war das mit dem Rausschmiss aus den Proberäumen?

Zunächst wurde André Kellinghaus von der Uni-Leitung aufgefordert, alle Schlüssel zurückzugeben. Dann kamen die Hausmeister und tauschten die Schlösser zu den Probenräumlichkeiten im Collegium musicum aus. Offiziell hieß es, es habe Unregelmäßigkeiten bei der Schlüsselvergabe gegeben habe. Darüber staunen selbst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Collegium musicum. Eine unfassbare Überreaktion, die ihresgleichen sucht. Studentische Musiker wurden buchstäblich ausgesperrt. Wir wandten uns dann an die Universitätsverwaltung, um als studentische Kulturgruppe einen Antrag auf Nutzung der Aula zu stellen. Daraufhin wurde uns mitgeteilt, Chor und Orchester dürften in diesem Semester nicht in die Aula. Jetzt wurde es endgültig absurd. Dabei hatte sich sogar ein Professor angeboten, die Schlüsselgewalt für uns zu übernehmen.

Der Chor hat sich einen Interimsdirigenten gewinnen können. Wie läuft/lief die Zusammenarbeit ab? Was passiert jetzt, wo der neue Dirigent da ist?

Ja, wir hatten großes Glück, in dieser Notsituation vom AStA und der Gesellschaft zur Förderung des studentischen Musizierens finanziell unterstützt zu werden. Wir wollten auf jeden Fall weiter Musik machen und das Auseinanderbrechen der Ensembles verhindern! Im Chor fiel die Wahl auf Ansgar Eimann, der in Köln Schulmusik und Chorleitung studiert hat und ein großartiger Dirigent ist. Und vor allem auch ein unfassbar guter Sänger. Sich seinen Dirigenten selbst aussuchen zu können, motiviert natürlich ungemein. Darum gibt’s bei den Semesterabschlusskonzerten auch ein anspruchsvolles A capella-Programm. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, unser Konzert auch mit unserem Dirigenten zu singen.

Macht die Initiative „Generalpause – nein danke!“ jetzt Schluss?

Wir haben in den letzten Wochen 5666 Unterschriften für den Erhalt des Collegium musicum gesammelt. Studierende, Ehemalige und Kulturinteressierte von überall her unterstützen uns. Dies gilt jetzt umso mehr, wo das Rektorat entschieden hat, das Collegium musicum abzuschaffen. Wie genau die neuen Strukturen aussehen sollen, ist bisher nicht bekannt. Von studentischer Mitbestimmung und Garantien für künstlerische Freiheiten und einer ausreichender Finanzausstattung ganz zu schweigen. Dieses Semester hat uns Musikern gezeigt: Wir fühlen uns der Universität zugehörig und wollen dorthin zurück. Aber nicht um jeden Preis. So schnell lassen wir uns nicht entmutigen, schließlich geht es hier um unsere Kulturlandschaft.

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