Alter Schwede, was war denn da los?

Mittsommer in den Rheinauen

Feiern wie die Schweden: Um das zu erleben muss man nicht Skandinavistik studieren. Es reicht, zur passenden Zeit am passenden Ort zu sein.

Bonner Studierende wissen, wie man schwedische Feste feiert. Beim Mittsommer herrschte ausgelassene Stimmung.

Bonner Studierende wissen, wie man schwedische Feste feiert. Beim Mittsommer herrschte ausgelassene Stimmung.

Freitag, der 21. Juni 2013. Man sitzt ahnungslos in der Beueler Rheinaue und beobachtet schon seit Längerem einige junge Menschen, die unter größten Bemühungen Zweige von den hohen Bäumen schneiden. Sie flechten Blumenkränze und bauen ein Buffet auf, das von Zimtschnecken bis zu einem Schokokuchen in Wikingerform reicht.
Dann: kleine süße Hasen, eine watschelnde Ente und … circa 50 Nachahmer.
„Kleine Enten, kleine Enten, sind lustig anzusehen“, singen sie und tanzen, nein,  hüpfen vergnügt um eine grüne Stange, nur um gleich darauf zu „kleinen Schweinen“ zu werden, die dem Lied zufolge genauso lustig anzusehen seien.
Von einem Musikensemble aus Akkordeon, Cello, Querflöte und Gitarre begleitet, tauchen immer mehr Tiere auf, angeregt von den fröhlichen Melodien.
Spätestens, als schließlich der Bär aufwacht und anfängt, auf Jagd zu gehen, merkt auch der ungeübte Beobachter, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Bären in Bonn? Und was hat es überhaupt mit der Stange auf sich, eigentlich ein Kreuz — doch hoffentlich keine Sekte? Sie reden auch so komisch, die Texte sind unverständlich — bestimmt eine Geheimsprache, etwas Kriminelles! Oder vielleicht eher eine politische Organisation, denn sie haben Fahnen aufgehängt.

Nein, nichts von alledem. Aber mindestens genauso spannend: Es ist Mittsommer, der längste Tag des Jahres (oder die kürzeste Nacht). Keine Erfindung von IKEA, um eine Begründung für Rabatte zu liefern, sondern eine wirkliche, lange Tradition. Bereits im 5. Jahrhundert gab es Mittsommerfeuer, um die Sommersonnenwende zu feiern.  Da das Hochfest von Johannes dem Täufer ebenfalls auf den 24.06. fiel, übernahm das Christentum diesen Brauch im Gedenken an dessen Geburt. Später wurde festgelegt, dass man Mittsommer immer in der Nacht vom nächstliegenden Freitag zum Samstag feiert.
Die schwedische Mittsommerfreude der Skandinavisten der Universität Bonn, die das Fest jedes Jahr feiern, griff auch weit um sich. Am Ende hatte sich die Tänzeranzahl etwa verdoppelt, weil die Umstehenden, von dem außergewöhnlichen Schauspiel angezogen, spontan mitmachten.

Also war alles da, was es zum typisch schwedischen Mittsommerfest braucht — nur die Elche fehlten und natürlich die Mittsommersonne, denn trotz aller Bemühungen wurde es doch irgendwann dunkel. Man ist halt doch noch in Bonn.

 

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