Skatepark – Jugendkultur als Hochkultur? Die Initiatoren des Fundraising-Projekts »Beton für Bonn« träumen von einem Skatepark in der Rheinaue. Das Projekt soll die Jugend wieder vor die Tür bringen – ganz ohne Beethoven.
von Mirjam Schmidt
Zu jeder Stadt gehört ihre Jugend. Doch was, wenn diese die Stadt nicht mehr attraktiv findet? Zum Feiern geht’s nach Köln, zum Skaten nach Koblenz und zum Abhängen ins Ruhrgebiet.
Es stimmt schon, Bonn hat viel zu bieten: viele Museen, viele Theater, viel Oper, viel Kunst. Und natürlich viele aktive Bürger, die sich für das Kulturangebot in Ihrer Stadt einsetzen, wie die jüngste Initiative für ein Festspielhaus und das Viktoriakarree gezeigt haben. All dies ist sehr lobenswert.
Aber wo bleibt da die Jugend mit ihren Bedürfnissen? Werden diese noch durch die kulturellen Angebote der Stadt gedeckt? Was wünscht sich eigentlich diese Jugend? Die Initiatoren von »Beton für Bonn« sagen, sie wünscht sich ein Skatepark. Und diesmal bitte einen richtigen, aus Beton, damit all jene jungen Menschen, die auf ihren Rädern und Rollen durch die Stadt unterwegs sind, endlich ein festes Gelände haben. Die Nachfrage besteht, denn die Skaterszene, mit BMX-Rädern, Skateboards, Longboards und Inlinern, gehört schon länger zum Stadtbild. Nicht ganz so lang wie Beethoven oder die Bundesbehörden, doch lange genug, um einen eigenen Verein zu haben.
Der in den 80er Jahren gegründete Verein »Subculture Bonn e. V.« setzt sich in Bonn und Umgebung für »Rollsport« ein und verbindet dies mit sozialem Engagement. Federführend warb er 1992 für den Bau der ersten Rampe in der Rheinaue und 2012 für deren Wiedereröffnung.
Damals hatte die alte Rampe dem natürlichen Witterungs- und Abnutzungsverfall nicht mehr standhalten können – Einsturzgefahr. Für ihre Erneuerung sammelten die Mitglieder von Subculture Spenden und schafften es, mit sieben Benefizkonzerten regionaler Bands, T-Shirt- und Getränkeverkauf, Tombolas und einem Spendenaufruf 10.000 € einzunehmen. Bei so viel Einsatz zog damals die Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse in Bonn mit und finanzierte den Rest der Kosten, immerhin 70.000 €. Verglichen mit einem Festspielhaus wirkt das wie ein Schnäppchen. Verglichen mit den Kosten für die neueste Initiative leider auch.
Nach der erfolgreichen Wiedergeburt steckt der Subculture Verein seit 2014 seinen Aktivismus in ein neues Fundraising-Projekt, »Beton für Bonn«. Was bei den meisten eher negative Assoziationen und Bilder von formlosen, hässlichen Gebäuden hervorruft, ist in diesem Fall ein durchdachter Entwurf eines betonierten Skateparks in den Rheinauen. Die 44 m 22 m große Fläche hat die Initiative schon von der Stadt gestellt bekommen, einen alten Sportplatz in der Rheinaue. Mit perfekten Startvoraussetzungen dank bereits versiegeltem Boden fehlen jetzt nur noch die 250.000 € Baukosten für die Elemente. Also legen die Mitglieder des Vereins mal wieder los mit dem, was sie in den letzten Jahren schon geübt haben: Kreativität und Aktivismus! So veranstalteten sie im Juli zum Beispiel eine Rolldemo, mit wirklich allem was rollen konnte – auch eine Rikscha war dabei. Doch bei einer solchen Summe braucht es neben Kreativität und Aktivismus leider auch Geldgeber, am besten einen Großsponsor. Und der konnte bisher noch nicht gefunden werden.
Zu der Zukunft Bonns gehört gerade seine Jugend. Wenn sich die Bonner also die Frage stellen, was förderungswürdige Kunst oder Projekte in einer Stadt sind oder welche Angebote sie besonders lebenswert machen, sollte eine Initiative mit so viel Enthusiasmus nicht vergessen werden. Besonders wenn Sie es nebenbei noch schafft, die Jugend wieder vor die Tür und von der Straße runter zu bringen. ◄