Blanke Tatsachen

Wir haben einen Neuen

Finanzanträge, Kulturgelder, Rechnungen abgleichen – kann das Spaß machen? Mit ein bisschen Idealismus sicherlich, behauptet der neue Kulturreferent.

Er ist 20 Jahre jung, studiert Politik und Gesellschaft sowie Psychologie im dritten Semester und wohnt in Bonn. Über den Hochschulsport betreibt er Yoga und mischt beim Uniradio mit. Und er ist seit dem 25. September dieses Jahres offiziell im Amt: Philipp Blanke ist neuer Kulturreferent.
Ins Referat für Kultur und studentische Initiativen ist Philipp ursprünglich über eine Freundin gekommen – Eva Nelles, die ehemalige AStA-Vorsitzende. Diese machte ihn auf die Projektstelle für das „festival contre le racisme” aufmerksam, für welche er nach erfolgreicher Bewerbung gemeinsam mit dem ehemaligen Kulturreferenten Christian Bender gearbeitet hat. Obwohl das Festival aufgrund von Problemen in der Verwaltung nicht hat stattfinden können, ist Philipp dem Referat treu geblieben und hat nun Christians Nachfolge als Kulturreferent angetreten. Am 25. September ist er vom Studierendenparlament einstimmig ins Amt gewählt worden. Unterstützt wird er dabei von den beiden MitarbeiterInnen im Referat Till Nollmann und Marlene Hobbs. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich seitdem mit bürokratischen Aufgaben – Finanzanträge und Kulturgelder verwalten, Rechnungen abgleichen. Geplant ist allerdings auch die Stärkung des Kulturreferats durch eigene Veranstaltungen, denn Philipps Ziel ist es, das Kulturreferat als solches zu führen und kein reines Verwaltungsreferat daraus werden zu lassen. So ist für den Zeitraum 26.11.13 – 06.12.13 die Ausstellung „Georgische Impressionen” angesetzt, in deren Rahmen georgische Kunstwerke im Wohnheim „Tillmannhaus” besichtigt werden können. Doch Philipp hat größere Pläne: Die Reform des Kulturplenums. Dort haben kulturell engagierte Hochschulgruppen die Möglichkeit, sich um finanzielle Förderung zu bewerben; Blanke möchte das Verhältnis zwischen kleinen und großen Kulturgruppen hierbei klären. Obgleich er etwa 12-14 Stunden wöchentlich daran arbeitet „dass generell alles funktioniert”, ist seine Sorge, dass aus der Reform letztlich nur ein Reförmchen werden könnte.

Arbeit an der Reform: Philipp Blanke im AStA. Foto: fab

Arbeit an der Reform: Philipp Blanke im AStA. Foto: fab

Die Motivation für seine Arbeit ist klar begründet: „Erstmal spielt Idealismus eine Rolle. Ich möchte nicht nur studieren, ich möchte mich einbringen.” Der Anspruch an sich selbst ist der Anspruch auf „saubere Arbeit und keine Schluderei – pragmatisch, realistisch und nüchtern.” Als ins Amt Gewählter verspürt er eine „Verpflichtung den anderen gegenüber, auch wenn das ziemlich pathetisch klingen mag.” Er ist sich der Verantwortung bewusst, mit studentischen Geldern zu hantieren und sieht den AStA nicht als Selbstbedienungsladen an: „Ich habe Demut vor dem Amt!”

Die letzte Abrechnung

Ein Insider im Interview

Etwa 12 Millionen verwalten, Aufwandsentschädigungen er- und SP-Sitzungen abhalten – der gerade aus der Hochschulpolitik scheidende ehemalige Finanzreferent Malte Lömpcke erklärt, was es ausmacht, sich dort zu engagieren.

Als Finanzreferent hat man mit Millionen zu jonglieren. Ist das nicht etwas zu viel Verantwortung für einen einzelnen, ehrenamtlichen Studenten?

Das mit der Verantwortung wird einem erst im Laufe der Zeit bewusst. Es gibt da ja nicht ’nen Geldspeicher, wie bei Dagobert Duck, und man kann mit dem Geld jonglieren. Es gibt eine klare Verordnung des Landes und danach wird gearbeitet.

Man muss unterscheiden. Es gibt den ordentlichen Haushalt (ca. 1,2 Millionen) und den Verwahrhaushalt (Geld für u.A. Sportreferat, Fachschaften und Semesterticket. ca. 11 Millionen), bei dem es kaum Gestaltungsraum gibt.  Es ist vor allem eine kommunikative Arbeit, man muss mit den einzelnen Stellen, die Gelder bekommen, verhandeln, wer was braucht. Als Finanzreferent stellt man einen Haushaltsplan auf. Der muss vom SP angenommen werden. Es nützt also nichts, da einsame Entscheidungen zu fällen.

Der Finanzreferent darf keine Überweisungen tätigen. Er muss zwar Überweisungen anweisen, ohne ihn geht also kein Geld raus, aber die Überweisungen selbst werden von den Kassenverwaltern des AStA vorgenommen. 100 % missbrauchssicher das Ganze.

Was ist die Idee hinter der Aufwandsentschädigung, die unsere studentischen Vertreter kriegen? Wieviel macht eine einzelne aus und wie viele davon werden pro Monat eingeplant?

Zunächst mal, nicht jeder, der sich engagiert, bekommt eine volle Aufwandsentschädigung. Viele Referate teilen sich Aufwandsentschädigungen untereinander auf. Eine „AE“ beträgt zurzeit 175 Euro im Monat, das ist auch der vom Gesetzgeber vorgegebene Höchstsatz für steuerfreie Aufwandsentschädigungen bisher gewesen, seit dem 01.01.2013 gelten aber höhere Sätze – 200 €. Darüber liegende Zahlungen werden steuerpflichtig. Als Finanzreferent habe ich zwei „AEs“ bekommen. Auf meinen Arbeitsaufwand heruntergerechnet ergab das einen Stundenlohn von 2,50 € bis 3 €. Das ersetzt also keinen Minijob und dient eben nur dazu, einen Teil des Aufwandes zu vergüten, den jemand tatsächlich hat. In der Höhe völlig gerechtfertigt. Höher müssten sie aber auch nicht sein.
Es gibt 61 AE-Stellen, nicht alle mit 175 Euro, einige auch geringer. (Fachschaften und Sportreferat)

Das Geld dafür kommt ja von uns Studierenden. Wie schlüsselt sich der Sozialbeitrag auf?

Auf der AStA-Hompage ist der Sozialbeitrag en détail aufgegliedert. Ich finde es auch wichtig, dass man bei dem Thema Transparenz schafft.
10,50 € des Sozialbeitrages gehen in den ordentlichen AStA-Haushalt. Dazu kommen noch drei Euro für Sport, Fachschaften und Hilfsfonds. Wenn man das mal runterbricht, sind das knapp 2,50 € im Monat. Das halte ich für fair, allein schon, wenn man bedenkt, dass der AStA die Verhandlungen über das Studiticket übernimmt. Wenn man da nicht jedesmal hinfährt, steigen die Preise für das Ticket deutlich schneller. Mit einer Verhandlung hat man quasi die Kosten schon wieder drin.

Im SP gab Lömpcke manchmal den Lehrer Lämpel. Foto: Ronny Bittner

Im SP gab Lömpcke manchmal den Lehrer Lämpel. Foto: Ronny Bittner

Trotzdem geht es dem AStA-Haushalt zurzeit sehr gut, was auf die hohen Studierendenzahlen zurückzuführen ist. Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der Beitrag, zumindest bis sich die Studierendenzahlen normalisieren, um einen Euro gesenkt werden kann. Viel mehr ist aber auch nicht drin. Die Entscheidung darüber liegt natürlich nicht bei mir oder dem aktuellen Finanzreferenten, sondern beim Studierendenparlament. Hinzu kommen 77 € für das Studentenwerk und ca. 150 für das Semesterticket.

Kannst du dich noch an dein erstes Mal im SP erinnern?

Die ersten zwei Sitzungen im SP habe ich überhaupt nichts gesagt, weil ich so beeindruckt davon war, wie sehr es um Formalia geht. Tagesordnung, Geschäftsordnung – viele Dinge muss man einfach formell einhalten. Inhaltlich war ich auch überrascht, wie scharf da teilweise geschossen wurde. Es gab auch noch richtige Grabenkämpfe: hier die Burschis, da die Ökos, die Sozis und dort die ganz schlimmen Kommunisten. Das hat sich zum Glück in letzter Zeit stark verbessert. Für Außenstehende ist es aber bestimmt immer noch anstrengend, mitzukriegen, um was es geht. Aber auch einige Mitglieder des SP sorgen nicht gerade für einen positiven Eindruck, wenn sie erst nicht zuhören, wenn ein Antrag besprochen wird und danach rumkrakelen, man habe sie gar nicht ordentlich informiert.
Ich glaube es bestehen immer noch Vorurteile gegenüber dem SP: Die machen ja eh nichts und quatschen nur rum, auf den ersten Blick mag das sogar so wirken, aber wenn man dann sieht, was für sinnvolle Anträge da kommen, die auch immer sehr viele, oder gar alle,  Studierenden betreffen, halte ich diese Vorbehalte für ungerechtfertigt. Da sollte man dann schon dem SP noch eine zweite Chance geben und nochmals hinkommen. Die Tagesordnungspunkte werden übrigens auch durch das Studentenwerk auf den Mensa-Displays dargestellt.

Wie würdest du die Arbeitsauffassung der SP-Mitglieder beschreiben? Sind das Jungpolitiker mit Ambitionen, bei den großen mitzumischen oder eher interessierte Studierende, die sich nur während des Studiums engagieren wollen?

Viele Mitglieder des SP sind auch Mitglied in den jeweils nahestehenden Parteien oder ihren Jugendorganisationen. Ich kann mir auch vorstellen, dass einige von denen sich, nachdem sie sich da jahrelang engagiert haben, auch in Amt und Würden bringen möchten. Das finde ich nicht schlimm, solange man sich in erster Linie um Hochschulpolitik kümmert.
Klar ist aber auch, dass einen so eine Arbeit prägt. Man lernt in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung durchaus Dinge, die einem später im Job zugute kommen können. Das muss nicht einmal Politik sein, obwohl ich auch von einigen weiß, dass es sie dorthin zieht.

Ist der erhebliche Alkoholkonsum in einigen Sitzungen angemessen? Ich persönlich hatte bei einigen Sitzungen schon das Gefühl, dass da eine Grenze überschritten war.

Zunächst mal halte ich nichts davon, den Alkoholkonsum einzuschränken. Dann müsste man auch konsequent sein und für die studentische Öffentlichkeit, z.B. die Antragsteller von Kulturgruppen, Alkohol verbieten. Ich bin grundsätzlich kein Freund davon, Sachen zu verbieten. Allerdings kann auch ich mich an einige Sitzungen erinnern, bei denen ein oder zwei Leute auch wirklich einen zu viel getrunken haben. Das ist ärgerlich, wenn man bedenkt, dass es hier  um das Geld der Studierenden oder Beschlüsse von Bedeutung für alle Studierende geht. Und selbst wenn es „nur“ 30,50 € für eine kleinere Kulturgruppe sind – auch die hat das Recht, ernst genommen zu werden.
Da kann das Präsidium aber auch mit Ordnungsrufen reagieren.

Hättest du dir da mehr Engagement vom Präsidium gewünscht?

Das ist ja durchaus passiert. Aber letztlich muss da jedes einzelne SP-Mitglied für sich entscheiden, ob es in der Lage ist, ein Amt auszufüllen. Wenn eine einzelne Person jetzt regelmäßiger einen zu viel getrunken hat, sollte sie sich schon fragen: „Bin ich richtig hier? Möchte ich nicht lieber in eine Kneipe?“ und dann entsprechende Konsequenzen ziehen. Es ist auch respektlos den anderen gegenüber, die vielleicht auch am Mittwochabend etwas anderes zu tun hätten, wenn die da bierselig herumhampeln.

Es gibt das SP und den AStA. Hochschulgruppen (also Ableger von Parteien) haben das Sagen. Ist das noch eine zeitgerechte Form der Repräsentation? Kannst du dir ein besseres System vorstellen?

Nicht jede Hochschulgruppe ist ein Parteiableger. Die meisten sind parteinah, aber nicht parteiabhängig.
Die ASten sind ja von den Alliierten eingeführt worden, damit eine Gleichschaltung der Universitäten wie im dritten Reich nicht mehr möglich sein würde und sich ein Gegengewicht zur Univerwaltung etablieren konnte.
Auch heute hat studentische Vertretung noch ihren Sinn. Würde man sie heute abschaffen, wette ich, dass in einem Jahr das Studiticket 300 €, anstatt jetzt ca. 150 €, kosten würde. Weil dann einfach jemand fehlen würde, der da mit starker Stimme gegen hält.
Und trotz geringer Wahlbeteiligung ist der AStA legitimiert. Die Wahlen erfüllen die Anforderungen des Grundgesetzes, sind frei, geheim und unmittelbar. Bei uns verschwinden auch keine Gelder, das ist einfach eine sauber organisierte Sache.

SP-Ausschüsse stellen sich vor

Folge 2: Der UniCard-Ausschuss setzt alles auf eine Karte

Für den Inhalt dieser Vorstellung ist der Ausschuss selbst verantwortlich.

Auch in der laufenden Legislaturperiode hat das Studierendenparlament einen UniCard-Ausschuss eingesetzt, um die Einführung einer multifunktionalen Chipkarte an der Uni Bonn voranzubringen. Hier möchten wir uns euch gerne vorstellen.

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Wer gehört derzeit dem Ausschuss an?

Michael Fengler [Juso-HSG, Vorsitzender], Jonas Janoschka [GHG], Michael Nuyken [Piraten], Philip Reinsberg [Juso-HSG], Gabriel Rolfes [RCDS], Matthias Rübo [RCDS, stellv. Vorsitzender], Sven Zemanek [Fachschaften].

Welche Aufgaben erfüllt der UniCard-Ausschuss?

Am 24. April 2013 hat das Studierendenparlament aufgrund eines Entschließungsantrags des UniCard-Ausschusses beschlossen, dass es grundsätzlich die Zusammenführung des aktuellen Studierendenausweises mit dem Benutzerausweis der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn auf einer UniCard unterstützt. Diese multifunktionale Chipkarte soll möglichst auch eine einheitliche Bezahlfunktion in Universität und Studentenwerk umfassen. Konkretisiert hat das Studierendenparlament seine Vorstellungen in einem Anforderungskatalog an eine UniCard, den es auf Antrag des UniCard-Ausschusses in seiner Sitzung am 10. Juni 2013 beschlossen hat.
Ausgestattet mit dem Anforderungskatalog wird der UniCard-Ausschuss nun mit allen Beteiligten, darunter das Rektorat, das Hochschulrechenzentrum, das Studentenwerk Bonn, die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, externe Berater und natürlich die Studierendenschaft der Uni Bonn, in Verhandlungen eintreten. Am Ende soll ein fertiges Konzept für die Einführung einer UniCard stehen, das der Studierendenschaft der Uni Bonn in einer Urabstimmung zur Entscheidung vorgelegt wird.

Was hat der UniCard-Ausschuss in dieser Legislaturperiode bisher gemacht?

Bislang haben schon viele Gespräche mit den oben genannten Beteiligten stattgefunden. Das Hochschulrechenzentrum arbeitet derzeit an einem Vorkonzept und einer ersten Kostenschätzung zu den Kosten der Einführung und des laufenden Betriebs. Das Studentenwerk Bonn, das seit vielen Jahren ein bargeldloses Zahlungssystem betreibt, hat seine Bereitschaft signalisiert, die Kosten für die Karten – und damit einen wesentlichen Teil der laufenden Betriebskosten – übernehmen zu können. Mithilfe externer Berater wird überdies der konkrete Bedarf an technischer Infrastruktur evaluiert. Die Urabstimmung der Studierendenschaft über das fertige Konzept einer UniCard wird nach heutigem Stand wohl frühestens zusammen mit der Wahl des Studierendenparlaments im Jahre 2015 stattfinden können.

Wie kann man Kontakt zum UniCard-Ausschuss aufnehmen?

Ihr könnt uns derzeit über sp@uni-bonn.de eine E-Mail schreiben. Außerdem finden alle unsere Sitzungen grundsätzlich öffentlich statt. Sie werden unter www.sp.uni-bonn.de angekündigt. Ihr seid herzlichen eingeladen persönlich vorbeizukommen und euch einzubringen. Wir freuen uns auf eure Fragen & Anregungen.

Das zweite Kapitel

So geht es weiter mit dem Bücherdenkmal

Das Bücherdenkmal kommt nicht zur Ruhe. Das Studierendenparlament fordert die Uni zu mehr Engagement auf.

Bereits in der letzten akut berichteten wir über das Projekt „Lesezeichen“, welches am 10. Mai 2013 als Denk- und Mahnmal auf dem Bonner Marktplatz eingerichtet worden ist.
Nun gibt es hinsichtlich des Denkmals, das an die Bücherverbrennung durch die Nazis am selben Datum 1933 erinnern soll, Neuigkeiten:
Mitglieder der GHG, der Juso-HSG und der Piraten fordern in einem offiziellen Antrag vom 9. Oktober die Rheinische Friedrich-Willhelms-Universität dazu auf, sich mehr zu engagieren, um die Geschichte aufzuarbeiten und, wie es die Antragsstellenden bezeichnen, „wenn es darum geht zu verhindern, dass sich der Schleier des Vergessens über die Verbrechen des Dritten Reichs legt“.
Daher fordern die Mitglieder der verschiedenen Hochschulgruppen in dem gemeinsamen Schreiben als ersten Schritt, dass die Universität in Zusammenarbeit mit den Initiatoren und Künstlern des Projektes das Denkmal am nächsten Jahrestag um 10 Buchrücken erweitert. Die Kosten, so der Antrag, könnten sich die Studierendenschaft und die Universität teilen – „um an die gemeinsame Verantwortung zu erinnern“. Ein weiterer Vorschlag ist eine Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek, die die verbrannte Literatur und deren Verfasser zum Thema haben soll, um zu verhindern, dass sie und ihre Werke in Vergessenheit geraten.

Vorangegangen war, dass die Universität „keinerlei Veranlassung sah“ sich hinsichtlich des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung am Denkmal und den vielen Veranstaltungen zum Thema, etwa Lesungen und Konzerte, zu beteiligen. So blieben auch mehrfache Anfragen von Veranstaltern und Künstlern ungehört und eine finanzielle Unterstützung der Aktion blieb aus. Wie die Bitten auf taube Ohren, so stieß die Reaktion der Universität auf Unverständnis, waren doch Professoren und Studenten der Bonner Hochschule maßgeblich an der Verbrennung kritischer Werke beteiligt. So hätte allein deren vierwöchige Planung und Organisation niemals ohne die Hilfe und Kooperation von Uni und Bibliothek „gelingen können“, heißt es weiter.

Aus diesem Grund fordern die Antragssteller die Universität dazu auf, mehr Verantwortung für die Aktion zu tragen und mit größerem Eifer zur Aufbereitung der Vergangenheit beizutragen.

Der Antrag wurde auf einer SP-Sitzung am 16.10.2013 einstimmig angenommen.

Ein starkes Signal, dass die Mitglieder des Studierendenparlaments Bereitschaft und Willen zeigen, am selben Strang zu ziehen, wenn es darum geht, für eine wichtige und richtige Sache einzustehen.

Das war's & Hörsinn?!

Das war’s

 

Ein Blick in Archivmaterialien bezeugt Veränderungen. Wird der Hofgarten heutzutage sommers wie winters rege genutzt, galten früher andere Spielregeln. Foto: Archiv

Ein Blick in Archivmaterialien bezeugt Veränderungen. Wird der Hofgarten heutzutage sommers wie winters rege genutzt, galten früher andere Spielregeln. Foto: Archiv

Hörsinn?!

Sie stammt aus einer Zeit, in der die Menschheit noch glaubte, Ostasien ungehindert über den Atlantik erreichen zu können, Gutenberg noch nicht den Buchdruck erfunden hatte und die Sonne noch um die Erde kreiste.
Dennoch ist die Vorlesung, die ihren Ursprung im Mittelalter zur Gründungszeit der ersten Universitäten hat, immer noch ein fester Bestandteil der Lehre an allen Hochschulen. Zu einer Zeit, in der Bücher noch nicht als Massenware galten und in mühevoller Handarbeit hergestellt werden mussten, war die Vorlesung organisatorisch die einzige Möglichkeit, Wissen, das der Dozent aus eigenen oder fremden Werken vortrug, an eine größere Gruppe zu vermitteln. Doch ist dies im Zeitalter des Internets und der Massenmedien noch eine ausreichende Begründung? Sind wir nicht mittlerweile bei der unabdingbaren Notwendigkeit von Interaktion überall und jederzeit angekommen?
Das Ziel jeder akademischen Bildung ist die Förderung des selbstständigen Denkens und kritischen Hinterfragens. Bereits Kant hatte vor der Erfindung von PowerPoint und Beamer und dem Aufkommen innovativer Lehrmomente die Idee, dass der Schüler „nicht Gedanken, sondern denken lernen soll“. Doch lernt man in einer Vorlesung nicht genau das Gegenteil? Als Beleg dafür, dass die Vorlesung als Lehrveranstaltung längst überholt ist und die Zuhörer bloß langweilt, könnte man die häufig bei Studierenden nach und noch häufiger schon während der Vorlesung eintretende Müdigkeit anführen. Liegt das etwa an der drastisch nachlassenden Kondition der Studierenden, die ein ausschweifendes Privatleben nach der Vorlesung nicht mehr so gut mit dem Unialltag vereinbaren können, oder strengt das vermeintlich bloße Zuhörern das Gehirn doch mehr an als man allgemein vermutet? Eine Vorlesung verlangt weit mehr, als das bloße ungefilterte Aufnehmen von Informationen. Von den Studierenden wird ein hohes Maß an Konzentration gefordert. Zudem wird beim Mitschreiben eine Auswahl von wichtigen Inhalten getroffen und der vorgetragene Stoff so bereits gefiltert und bewertet. Die Müdigkeit ist eher ein Anzeichen dafür, dass die Vorlesung eine Vielfalt von kognitiven Fähigkeiten erfordert. In welcher anderen Form der Lehrveranstaltung kann man außerdem das nötige Basiswissen vermitteln, das jede Disziplin der Wissenschaft erfordert.

Einem geschenkten Gaul?

Die Bundesregierung schenkt der Uni Bonn eine Kissinger-Professur

Eine Völkerrechtsprofessur, benannt nach Henry Kissinger. Seine Verstrickungen in verschiedene Kriegsvergehen sorgen jetzt für Widerstand.

Am 26. Mai dieses Jahres wurde der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eine besondere Ehre zuteil. Anlässlich des 90. Geburtstags des US-amerikanischen  Außenpolitikers Henry Kissinger ließ die Bundesregierung verkünden, dass an der Uni Bonn eine nach ihm benannte Stiftungsprofessur für Internationale Beziehungen und Völkerrechtsordnung eingerichtet werden solle. Finanziert wird sie vom Außen- und vom Verteidigungsministerium.
Die Freude an der Uni war groß. In der Pressemitteilung vom gleichen Tag äußerte Rektor Fohrmann: „Die ‚Henry-Kissinger-Professur‘ beflügelt Forschung und Lehre auf den Gebieten der internationalen Beziehungen und der Völkerrechtsordnung.“
Die Uni versteht die Vergabe der Professur an Bonn laut Pressesprecher Andreas Archut „auch als ein Zeichen der Anerkennung.“ Die Professur sei zudem eine Chance, die Uni Bonn „auf dem Gebiet der internationalen Sicherheitspolitik noch sichtbarer zu machen“.
Es scheint so, als habe man in Bonn unverhofft das große Los gezogen. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag 300.000 € geschenkt (jährlich 250.000 € vom Verteidigungsministerium und 50.000 € vom Außenministerium), um einen Lehr-stuhl einzurichten. Noch dazu eine Professur, deren Namensgeber laut Verteidigungsminister de Maizière einer der „großartigsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts“ ist und sich „in herausragender Weise um Friedenspolitik und Entspannung […] in der Welt verdient gemacht hat“ so Außenminister Westerwelle.
„Was kann einem Standort wie Bonn Besseres passieren?“ könnte man meinen.
Doch es regt sich Widerstand! Verschiedene Hochschulgruppen, Bonner Friedensinitiativen und auch der AStA erheben schwere Vorwürfe gegen Kissinger und melden ihre Zweifel daran an, dass er als Namenspatron für die geplante Professur geeignet ist. Es lohnt sich also, sich Kissinger und sein Wirken einmal genauer anzuschauen:
Henry Kissinger war ohne Zweifel ein bedeutender Staatsmann des 20. Jahrhunderts. Er nahm als Nationaler Sicherheitsberater der USA und ab 1973 als Außenminister unter den Präsidenten Nixon und Ford von 1969 bis 1977 maßgeblich Einfluss auf  die US-amerikanische Außenpolitik.
1973 erhielt Kissinger gemeinsam  mit dem vietnamesischen Politiker Le Duc Tho den Friedensnobelpreis für die „Beendigung des Vietnamkriegs“ durch den Abschluss der Pariser Friedensgespräche. An dieser Stelle horchen die Geschichts-LKler unter uns womöglich auf, denn der Vietnamkrieg dauerte trotz des Waffenstillstandsabkommes noch bis 1975 an. Le Duc Tho lehnte den Preis aus diesem Grund ab. Doch abgesehen von der Frage, ob Kissinger den Nobelpreis nun zu Recht erhalten hat, gibt es gegen ihn darüber hinaus weit schwerwiegendere Vorwürfe, die immerhin beinahe ein Drittel seines deutschen Wikipedia-Artikels ausmachen.

Kissinger sorgt für Streit zwischen Uni und Studierendenparlament. Foto: Norbert Schiller

Kissinger sorgt für Streit zwischen Uni und Studierendenparlament. Foto: Norbert Schiller

Machen wir es konkret: Henry Kissinger wird vorgeworfen, während des Vietnamkriegs Flächenbombardements auf das Land veranlasst zu haben, bei  denen auch Tausende Zivilisten ums Leben kamen. Des Weiteren soll er für die Bombardierung der neutralen Staaten Kambodscha und  Laos in der Zeit von 1969 bis 1973 mitverantwortlich sein. Bei diesen  wohlgemerkt völkerrechtswidrigen Angriffen starben zwischen 200.000 und 950.000 Menschen.
In Kissingers Amtszeit fällt außerdem die Unterstützung des rechten Militärputschs gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Chiles, Salvador Allende, durch die CIA. Während des Putsches starben 3000 Menschen. Es folgte eine bis 1990 bestehende Militärdiktatur, während der Tausende gefoltert wurden oder verschwanden.
Einschlägige Dokumente weisen nach, dass Kissinger als Leiter des dafür zuständigen „40 commitee“ in die Unterstützung des Umsturzes der sozialistischen Regierung Chiles direkt involviert war. Erhebliche Vorwürfe gegen die USA, deren Außenpolitik Kissinger zeitweise quasi im Alleingang bestimmte, gibt es außerdem wegen der Unterstützung von Massakern in Bangladesch 1971 und Osttimor 1975.

Lukas Mengelkamp, Mitglied der ghg, fordert mehr Transparenz. Foto: Ronny Bittner

Lukas Mengelkamp, Mitglied der ghg, fordert mehr Transparenz. Foto: Ronny Bittner

Fakt ist: Henry Kissinger werden schwere Kriegsverbrechen und Vergehen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen und bis heute laufen gegen ihn in diversen Ländern Gerichtsverfahren.
Aus genau diesem Grund hält AStA-Vorsitzende Alena Schmitz „die beabsichtigte akademische Ehrung“ für „nicht akzeptabel, solange die bestehenden Beschuldigungen nicht restlos ausgeräumt sind.“
In der Sitzung des Studierendenparlaments am 9. Oktober wurde auf Betreiben mehrerer Abgeordneter der Grünen Hochschulgruppe, der Piraten und der Juso-Hochschulgruppe ein Antrag verabschiedet, der die Universität dazu auffordert, von der geplanten Namensgebung abzusehen.
Auf Anfrage der akut erklärt Pressesprecher Archut im Namen der die Uni, Kissingers Leistungen als Staatsmann seien „nicht wegzudiskutieren und sollten auch  im Kontext seiner Zeit beurteilt werden.“ Man sehe keinen Sinn darin, die einzelnen Vorwürfe „im Detail zu diskutieren“, denn Kissingers Wirken sei „jenseits aller Kontroversen“ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Allerdings kritisiert das SP im oben genannten Antrag nicht nur die zweifelhafte Vorbildrolle Kissingers, sondern auch das bisherige Finanzierungskonzept der Professur, denn die Mittel für den Lehrstuhl durch die Bundesministerien werden nur für fünf Jahre bereitgestellt. Das SP befürchtet nun, dass die 300.000 € jährlich nach Ablauf dieser Zeit aus anderen Bereichen von Forschung und Lehre abgezogen werden könnten und fordert die Universität auf, ein Finanzierungskonzept für die Zeit danach vorzulegen. Ein zweiter Grund zur Sorge ist für die Antragsteller die mögliche inhaltliche Beeinflussung der Kissinger-Professur durch die Geldgeber.
Der Initiator des Kissinger-Widerstandes, Lukas Mengelkamp von der Grünen Hochschulgruppe, fordert deshalb von der Uni mehr Transparenz bei der inhaltlichen Ausrichtung und dem Berufungsverfahren. „Es bereitet mir große Bauchschmerzen, wenn das Verteidigungs­ministerium an einer zivilen Uni einen Lehrstuhl finanziert“, so Mengelkamp. Er plädiert stark für eine prinzipielle Trennung zwischen ziviler und militärischer Ebene. Die Grenze hält er im Fall der Kissinger-Professur für überschritten. Dem widerspricht Uni-Pressesprecher Archut und versichert, dass der Geldgeber der Stiftungsprofessur „im laufenden Betrieb keinen Einfluss auf Forschung und Lehre oder die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen“ habe.
Was die Kritiker aber wohl nicht beruhigen wird, ist, dass das zu bearbeitende Forschungsfeld „ im Vorfeld mit den Förderern abgesteckt“ wird. Was immer das im Einzelfall heißen mag.

Die Grüne Hochschulgruppe jedenfalls hat in diesem Semester die Aufklärungsarbeit über Henry Kissinger und den Widerstand gegen die Namensgebung auf ihre Fahne geschrieben. Geplant sind eine Filmvorstellung, ein Vortrag des Chile-Experten Professor Klaus Meschkat von der Uni Hannover und eine Fotoausstellung über Chile. Lukas Mengelkamp würde sich auch eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Uni wünschen, in der diese die grünen Bedenken „argumentativ zerstreuen“ und auf konkrete Vorwürfe eingehen müssten.
Die Henry-Kissinger-Professur bedeutet für die Uni Bonn ohne Frage eine einmalige (vor allem finanzielle) Chance, sich  im Forschungsfeld der internationalen Beziehungen einen Namen zu machen. Die Tatsache, dass Kissingers Name im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen fällt, verleiht der Professur jedoch einen unangenehmen und zynischen Beigeschmack. Die Uni sollte nicht versuchen, Kissingers Leistungen und die ihm vorgeworfenen Verbrechen gegeneinander aufzurechnen. Das Vorbild für eine Professur für Völkerrecht sollte – gerade was die Achtung der Menschenrechte angeht – eine lupenreine Weste vorweisen  können.

Zimmer frei?

Die Uni Bonn im vereinten Kampf gegen die Wohnungsnot

Die neue Online-Wohnungsbörse „Zimmer frei?!“ appelliert an die Bonner Bürgerinnen und Bürger, Studierenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit dem Studentenwerk, der Stadt Bonn und weiteren Institutionen versucht die Uni so, sich für die Verbesserung der Wohnsituation in Bonn einzusetzen.

Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist besonders in Hochschulstädten groß und steigt stetig an. Als Folge dessen ist der Wohnungsmarkt in vielen Städten angespannt, so auch in Bonn und im Umland. Insbesondere zu Semesterbeginn, wenn eine Vielzahl von Studierenden Wohnraum in der Stadt sucht, ist dieser zu knapp oder zu teuer. Eine Initiative, die diesem Trend entgegen wirken will, ist die Kampagne „Zimmer frei?!“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Wohnsituation der Studierenden zu verbessern und dabei Wohnungssuchende und Anbieter von studentischem Wohnraum zusammenzubringen. Zu diesem Zweck haben sich die Universität Bonn, das Studentenwerk, die Bundesstadt Bonn und viele weitere selbstständige Institutionen zusammen geschlossen und arbeiten gemeinsam gegen den Wohnraummangel.
Die Kampagne unterscheidet sich von bereits bestehenden Online-Wohnungsbörsen durch die starke Betonung des regionalen Charakters der Wohnungsbörse. Auf diese Weise möchte die Stadt, die von dem Zuzug zahlreicher Studierender besonders wirtschaftlich stark profitiert, das Wohnen in Bonn erleichtern und fördern. Nach dem Boom von regionalen Produkten im Supermarkt soll nun auch der regionale Wohnungsmarkt stärker genutzt werden. Die starke regionale Vernetzung, die „Zimmer frei?!“ möglich macht, ist ein von anderen Wohnungsbörsen ungenutzter Vorteil. Doch um sich gegen Konkurrenzplattformen durchsetzen zu können, fehlt der Kampagne noch die nötige Präsenz unter den Wohnungsanbietern und Studierenden. Um dies zu ändern, stellten die Initiatoren von „Zimmer frei?!“ am 19. September direkt vor dem Hauptgebäude der Bonner Universität den „Musterstudent Micha“ vor. Dieser schlief, las und lernte dort unter freiem Himmel und unter den erstaunten Blicken der Passanten. Die Aktion sollte vor allem Wohnungsanbieter auf die Plattform aufmerksam machen. Diese können online sowohl Wohnungen, als auch WG-Zimmer und kurzzeitige Übernachtungsmöglichkeiten von drei bis dreißig Tagen einstellen.
Darüber hinaus steht das FAZ Café der Universität Bonn Vermietern als Anlaufpunkt zur Verfügung, die ihr Angebot nicht online stellen wollen oder können. Damit wird auch älteren Menschen, die über keinen Internetzugang oder die nötigen Fähigkeiten dazu verfügen, bei der Einstellung von Wohnungsangeboten im Internet geholfen. Für Wohnungssuchende bietet „Zimmer frei“ auf ihrer Homepage die Möglichkeit, sich die Wohnungsangebote auf einem Stadtplan anzeigen und die Angebote nach Zimmerzahl, Wohnungsgröße und Preislimit sortieren zu lassen.
Somit verschafft die Kampagne „Zimmer frei?!“ Wohnungssuchenden einen guten Überblick über den Wohnungsmarkt in Bonn und kann dem Vergleich mit großen Onlineportalen durchaus standhalten, weil sie regionales Potential nutzt und bei den Menschen vor Ort direkt ansetzt. So bleibt „Musterstudent Micha“ wohl hoffentlich der Einzige, der vor der Universität schlafen muss.

Ein Werbegag der Aktion „Zimmer frei“ sorgt für Verwunderung bei den Passanten. Foto: Volker Lannert

Ein Werbegag der Aktion „Zimmer frei“ sorgt für Verwunderung bei den Passanten. Foto: Volker Lannert

Welcome to the Honors Program

Alle können Elite sein

Zeiten ändern sich. Lag es Anfang des Jahres noch an der Universität, die Chancen auf einen Blick über den Tellerrand zu vergeben, ist es nun auch Studierenden möglich, sich durch Eigeninitiative die Möglichkeit auf Weitblick zu sichern.

Sophokles hat einmal gesagt: „Achtung verdient, wer erfüllt, was er vermag“. An der Uni Bonn heißt es seit Kurzem eher „Achtung verdient, wer ausfüllt, was er vermag“, denn durch das Ausfüllen eines Aufnahmeantrags ins Honors Program kann man eben diese erwirken und lädt sich so selbst ein – ins Programm für die Elite.

Anfang des Jahres hatte das Honors Program für eine Welle der Empörung gesorgt. Als Förderungsprogramm für die Elite der Bonner Universität sollten 150 Studierende in den Genuss einer finanziellen Förderung von 300 Euro monatlich und eines ideellen Kursprogramms – inklusive exklusiven Honors Lectures – kommen. Durch Werkstattmodule zu Kommunikation, Literatur und Kunst sowie Veranstaltungen zu Rechtshistorik und Ethik sollte den Chosen Few der Universität ein Blick über den Tellerrand ihres eigenen Fachbereiches ermöglicht werden.
Es drängte sich die Frage auf, wer an der Universität als Elite angesehen wird: Studierende, die von ihren Dozenten ins Programm reingefördert werden müssen oder Studierende, die aus Eigeninitiative die Chance auf zusätzliche Bildungsangebote über das eigene Studienfach hinaus wahrnehmen möchten.

Niklas Beckmann, Student und Mitarbeiter im Referat für Hochschulpolitik, ist einer, der gerne die Initiative ergreift – und gegen die Universität vors Gericht gezogen ist,  um sich in das Programm einzuklagen. Bevor es im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes jedoch allzu ernst werden konnte, knickte die Uni ein und nahm Beckmann ins Programm auf. In einer Sonderausgabe berichtete die BAStA über den Vorfall und verwies auf die Äußerung des Verwaltungsgerichts Köln, nach welcher unter Bezugnahme auf das Hochschulgesetz NRW prinzipiell alle Studierenden das Recht auf Zugang zu den Veranstaltungen des Honors Programs haben. So druckte die BAStA gleich einen Anmeldevordruck zur Aufnahme ins Honors Program auf die Rückseite ihres Artikels. Als Hilfestellung würde Andreas Archut, Dezernent und Pressesprecher der Universität, das keineswegs bezeichnen. Vielmehr sieht er darin „schlicht den Versuch, das Honors Program aus ideologischen Beweggründen zu zerstören.”

Katinka Kraus, Referentin für Hochschulpolitik, spricht keineswegs von zerstörerischen Absichten. Sie begrüßt die Grundidee des Programms, eine Weiterbildung über den Studiengang hinaus zu ermöglichen und sieht das Honors Program als „Antwort auf den zunehmenden Spezialisierungsprozess und -trend an deutschen Hochschulen.” Das Referat für Hochschulpolitik kritisiert jedoch, „dass dieses Privileg nur einem ausgesuchten Studierendenkreis bereitgestellt wird“ und fordert „stattdessen generell eine flexiblere Ausgestaltung der Studiengänge und eine Abkehr von dem Spezialisierungstrend hin zu einem individuelleren Studium generale.“

War das Honors Program also ursprünglich für die besseren Studierenden, für die Elite der Universität, gedacht, so sieht das Ganze nun etwas anders aus. Die Konsequenz ist vielleicht nicht allzu konsequent: „Diejenigen Studenten, die sich mit dem Formular für das Honors Program gemeldet haben, wurden aufgenommen“, so Archut. Allzu überzeugt scheint er von so viel Initiative allerdings noch nicht zu sein. „Ob sie jedoch die persönliche Bildungschance, die sich ihnen durch die Teilnahme eröffnet, auch nutzen werden, bleibt abzuwarten.” Es klingt fast höhnisch, wenn Archut zum Abwarten rät: „Vielleicht bringt das Programm ja noch den ein oder anderen „Hidden Star” unter den freien Bewerbern zum Scheinen”. Sicherlich würde er sich darüber sehr freuen: „Das wäre dann doch auch schon ein großartiger Erfolg und ganz im Sinne des Honors Program.”

Prof. Dr. Andreas Bartels, der im Rahmen des Honors Programs das Seminar „Einstein und seine Zeit” anbietet, begrüßt die Idee, Studierenden den Blick über den Tellerrand zu ermöglichen, sehr. Obgleich die Vorbereitung solcher interdisziplinärer Veranstaltungen besonders intensiv sei, hat Bartels „großen Spaß daran, Philosophie, Physik, Geschichte und Literatur in einer Veranstaltung miteinander zu verbinden.” Der politischen Debatte um Eliteförderungsprogramme ist er sich bewusst, dennoch sieht er das Ganze etwas diplomatischer: „Auf welchem Wege man es schafft, über den Tellerrand hinauszuschauen, ist gleichgültig.” Die Idee eines Auswahlverfahrens vonseiten der Universität sieht er durch die, bereits hinsichtlich des Zeitaufwandes, enormen Anforderungen des Programms gegeben.  Bartels freut sich jedoch allgemein „über interessierte und aktive Studierende, welche Anmeldungsprozeduren sie auch immer durchlaufen haben mögen, oder eben nicht.”

Nun wird das Honors Program also letztlich tatsächlich ein Angebot, das es ermöglicht, sich mit neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und dazuzulernen. Dies gilt wohl auch für die Universität, die bei aller Suche nach einer Elite, die man zum Weitblick einladen kann, vielleicht diejenigen übersehen hat, die von sich aus diesen Wunsch hegen.

Der Blick über den Tellerrand - ein Privileg für nur wenige. Über den entsprechenden Zugang entscheidet nun allerdings nicht mehr vorwiegend die Universität. Eine Bewerbung zum Honors Program steht Studierenden frei.Zeichnung: V. Esch

Der Blick über den Tellerrand – ein Privileg für nur wenige. Über den entsprechenden Zugang entscheidet nun allerdings nicht mehr vorwiegend die Universität. Eine Bewerbung zum Honors Program steht Studierenden frei. Zeichnung: V. Esch

Opa muss warten

Alternatives Wohnprojekt altert vor sich hin

Seit Monaten setzt sich Alice Barth, Mitglied der Grünen Hochschulgruppe, in der Projektstelle „Studentisches Wohnen“ für die Einführung des alternativen Wohnprojekts „Wohnen für Hilfe” in Bonn ein. Ein Grundkonzept steht, jetzt geht es ums Geld – und damit wird es problematisch.

Das Konzept scheint simpel: Studierende suchen Wohnraum, den viele ältere Menschen ausreichend zur Verfügung haben. Diese wünschen sich im Gegenzug Hilfe im Haushalt und Gesellschaft. Rechnete man vor einigen Wochen noch mit einer schnellen Möglichkeit zur Umsetzung dieser potentiellen Win-Win-Situation, gerät die Entwicklung nun ins Stocken. Denn Motivation und Engagement allein reichen nicht aus. Es fehlt das Geld. Auch Alice hatte mehr Unterstützung erwartet und muss nun feststellen, „dass das Projekt derzeit an verschiedenen Stellen fest hängt.”

Es hätte alles wunderbar klappen können. An Interessenten am Wohnkonzept mangelt es nicht, soviel ergaben die Leser-Anfragen im Sommer: Unter Bezugnahme auf unsere erste Berichterstattung über das Projekt meldeten sich sowohl wohnungssuchende Studierende als auch Senioren, die sich begeistert von der Idee einer solchen Wohngemeinschaft und interessiert an der Wohnraumbereitstellung zeigten.

Nachdem die Stadt bereits erklärte, das Projekt nicht für eine nachhaltige Wohnraumbeschaffungsmaßnahme zu halten, hat sich nun allerdings auch die Stiftung Bonner Altenhilfe vorerst dagegen entschieden, das Projekt finanziell zu fördern. Zu groß scheinen die Zweifel, dass tatsächlich genug Senioren bereit sind, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ein Angebot der Stiftung wäre die Finanzierung einer Bedarfsermittlung, um einen Überblick über die Anzahl interessierter Wohnraumanbieter zu gewinnen.

Alice Barth ist genervt von der Langsamkeit des Projekts.Foto: Ronny Bittner

Alice Barth ist genervt von der Langsamkeit des Projekts. Foto: Ronny Bittner

Die Grüne Hochschulgruppe ist derweil bestrebt, eine Vermittlungsstelle für „Wohnen für Hilfe“ im AStA einzurichten. Hier herrscht jedoch Uneinigkeit in der Koalition, hält die Juso-Hochschulgruppe das Projekt zwar grundsätzlich für sinnvoll, erhebt aber gleichsam Bedenken hinsichtlich mehrerer Aspekte. „Die Möglichkeit der Einschränkung der Rechte der MieterInnen, wie sie im Beispielvertrag aus Köln gegeben ist, ist nicht hinnehmbar“, sagt Jan Bachmann, Mitglied der Juso-Hochschulgruppe. Verstärkt kritisiert wird die Option einer Besucherregelung im Mietvertrag. „Jede Mieterin und jeder Mieter hat ein Recht darauf, soviel Besuch zu empfangen wie er oder sie will. Wann der Besuch kommt und ob er über Nacht bleibt, ist einzig Sache der Mieterin oder des Mieters. Dies geht die VermieterInnen nichts an“, so Jan. Auch wenn sich diese Uneinigkeiten vorab entschärfen ließen – der Vertrag aus Köln gilt nur als Beispiel und soll so nicht für das Bonner Projekt verwendet werden – geben die Jusos noch kein grünes Licht. Derweil beschäftigen sie sich mit der Frage, ob es sich bei der angebotenen Haushaltshilfe um Schwarzarbeit handelt, und der Vermieter entsprechend Sozialabgaben zahlen müsste. Neben dem Wunsch um Klärung einiger Versicherungsfragen geben sich die Jusos schließlich noch explizit besorgt um das Wohl der Studierenden und fürchten ein „Ausnutzen der prekären Situation der Wohnungssuchenden.“

Alice kann diese Bedenken nicht nachvollziehen: „Natürlich handelt es sich bei Wohnen für Hilfe um eine gemeinschaftliche Wohnform, in der, wie in jeder WG, klare Regeln darüber nötig sind, was vom jeweiligen Wohnpartner akzeptiert wird und was nicht.” Sie verweist auf den erfolgreichen Projektverlauf in anderen deutschen Städten sowie international und fragt sich, ob die hohen Preise des Bonner Wohnungsmarktes nicht eine weitaus prekärere Situation für die Suchenden darstellen als das Angebot günstigen Wohnraums unter der Bedingung gegenseitiger Rücksichtnahme. „Man darf den Studierenden durchaus zutrauen, dass sie keine für sich selbst unzumutbaren Verträge abschließen.“
Um die Beantragung eines Rechtsgutachtens wird die Koalition angesichts der Uneinigkeiten wohl nicht herumkommen. „Wir Jusos wollen abwarten, was in diesem Gutachten steht, schließen aber jetzt schon aus, irgendeiner Form der Entrechtung von Studierenden, die dringend eine Wohnung suchen, zuzustimmen“, so Jan.
„Das Projekt angesichts der vielen Studierenden, die händeringend eine Wohnung suchen, lediglich als Risiko zu betrachten“, findet Jakob Horneber, Mitglied der ghg, „befremdlich“. „Stattdessen sollte die Chance im Vordergrund stehen, etwas Sinnvolles zur Verbesserung der Wohnsituation in Bonn zu tun.”

Wohnen mit Blick auf die Mensa

Ein Studentenwohnheim in der Nassestraße 8?

Wohnraum in Bonn ist knapp – das ist nicht neu. Ebenfalls nicht neu ist, dass in direkter Nähe zur Mensa in der Nassestraße potentieller Wohnraum für siebzig Studierende wäre. Diesen könnte man nutzen, gehört das Gebäude schließlich dem Studentenwerk. Hätte, könnte, müsste – passiert ist noch nichts.

Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht Kommilitonen oder Zeitungen über die Wohnungsnot in Bonn jammern hört. Viele verzweifeln schier bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in möglichst nicht allzu weiter Entfernung der Universität.
Merkwürdig erscheint es da, dass in der Nassestraße 8, schräg gegenüber der Mensa, ein großes, altes Gebäude seit einiger Zeit leer steht – abgesehen von ein paar alten Möbeln im Erdgeschoss, die aber offensichtlich eher zur Dekoration als zu Wohnzwecken geeignet sind.
Bereits in den 1980er Jahren berichtete die akut über eine mögliche Übernahme der Immobilie durch das Studentenwerk. Eine Umfunktionierung zum Studentenwohnheim liegt bei den optimalen Standortbedingungen des Gebäudes schließlich nahe.
Laut dem Verantwortlichen für Marketing und Kommunikation des Studentenwerks Bonn, Robert Anders, scheint es erst jetzt, nachdem lange Unklarheit über die Eigentumsrechte der Immobilie herrschte, zur Einigung zwischen dem ehemaligen Bewohner, der Kultusministerkonferenz (KMK), und dem Studentenwerk Bonn zu kommen. Sobald die Zustimmung der Finanzminister der Länder erfolgt, kann das Studentenwerk allein über die Nutzung des Gebäudes entscheiden, wobei etwaige Kosten allerdings vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF NRW) genehmigt werden müssten.
In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Koenigs+Schumacher entwirft das Studentenwerk Konzepte zu Nutzungsmöglichkeiten des Gebäudes, und zwar „vor allem unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit“, wie Robert Anders betont.
Die Möglichkeit, ein bis zu 70 Plätze umfassendes Studentenwohnheim in den leer stehenden Räumlichkeiten einzurichten, wird dabei vom Studentenwerk nicht nur in Betracht gezogen, sondern sogar favorisiert.
Fest steht jedoch noch nichts und alles gilt nur mit viel Wenn und Aber.
Jetzt da das Projekt nach langer Wartezeit endlich ins Rollen gekommen ist, kann allerdings in hoffentlich naher Zukunft mit einer Entscheidung gerechnet werden  – möglicherweise für das essenstechnisch praktischste Studentenwohnheim überhaupt.

Bereits in den 1980er Jahren berichtete die akut über das Gebäude in der Nassestraße. Foto: Archiv

Bereits in den 1980er Jahren berichtete die akut über das Gebäude in der Nassestraße. Foto: Archiv