Ersti-Survival-Guide

HERZLICH WILLKOMMEN Das Wintersemester hat begonnen, das heißt vor allem, dass die Uni wieder jede Menge neue Erstis begrüßt. Du bist neu an der Uni? Dann sind hier zehn (nicht ganz so seriöse) Tipps, die deinen Einstieg in den Uni-Alltag erleichtern könnten.

VON CHARLOTTE KÜMPEL

1. Hol’ dir eine Ersti-Tüte.
Der vermutlich wichtigste Tipp auf dieser Liste. Er gilt übrigens nicht nur für Erstis, sondern für jeden, der auf Gratis-Sachen steht. Jedes Semester aufs Neue werden Ersti-Tüten im Innenhof des Hauptgebäudes sowie im Juridicum verteilt, die meistens zwar zu 80% aus Flyern und Coupons bestehen, aber auch überlebenswichtige Dinge wie pizza.de-Kugelschreiber, Chips oder Energy Drinks enthalten. Um eine der begehrten Tüten zu bekommen, muss man jedoch meistens ganz schön lange anstehen, aber von nix kütt nix!

2. Bei einem leckeren Kölsch lernt man schnell Leute kennen.

Du hast die Ersti-Woche verpasst undkennst noch keine Kommilitonen? Keine Sorge, damit bist du nicht allein. Als Studierender hast du am laufenden Band (alkoholbasierte) Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen. Wenn deine Fachschaft cool ist, bietet sie auch während des Semesters Kneipentouren oder Flunkyballturniere an. Außerdem hat man jedes Semester die Chance, den sogenannten „Kneipenbachelor“ zu machen.

3. Finde dich mit BASIS ab.
Ganz ehrlich, BASIS ist schrecklich. Es gibt keinen Bonner Studierenden, der noch nicht an dem Vorlesungsverzeichnis verzweifelt ist. Grundsätzlich gilt: du bekommst fast nie, was du willst. Das hast du wahrscheinlich bereits bei der Veranstaltungsbelegung für das erste Semester erlebt.
120 Bewerber auf 30 Plätze? Standard. Falls du auch nur einen Kursplatz bekommen hast, den du wirklich haben wolltest, dann kannst du dich bereits ziemlich glücklich schätzen. Manchmal muss man die schlimmen Dinge im Leben einfach akzeptieren!

4. Lass dich auf jeden Fall mal vom Alle-mal-malen-Mann malen.
Alle mal was? Auch wenn dir dieser Mann noch kein Begriff ist, wirst du spätestens nach deinem ersten Abend in einer Bonner Kneipe wissen, wer gemeint ist. Auf den Bildern des Alle-mal-malen-Manns könnte man zwar meinen, dass die gemalten Personen immer eine gewisse Ähnlichkeit zueinander aufweisen, jedoch sollte sich jeder von der lokalen Berühmtheit zumindest einmal porträtieren lassen. Wenn er also auf seinem kleinen Fahrrad angefahren kommt und in die Runde „Alle mal malen, hier?“ fragt, dann sag bloß nicht nein.

5. Es gibt keine Anwesenheitspflicht mehr.
Nutze diese Tatsache, zumindest in deinem ersten Semester. Während man bis vor zwei Jahren nur zweimal pro Kurs im Semester fehlen durfte, reicht es heute schon fast, nur zweimal hinzugehen. Zugegeben, wenn du den Kurs bestehen möchtest, dann reicht das vielleicht nicht. Aber es nimmt dir auch keiner übel, wenn du am morgen nach deiner Fachschaftsparty nicht um 8 Uhr in der Vorlesung sitzt. Lerne, Prioritäten zu setzen!

6. Sag immer ja zu Bonuskarten!
Bonuskarten sind toll. Sie vermitteln dir das Gefühl, dass du als Stammkunde wirklich wichtig bist. Ob Kaffee, Bücher oder Frisörbesuch: beim elften Mal ist’s umsonst! Eine gute Marketingstrategie mit dem Ziel, den Kunden zu halten. Es funktioniert. Studierende lieben Gratis- Sachen! In meinem Portmonnaie befinden sich grundsätzlich mehr Bonuskarten als Geld, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie einlösen kann. Daher lautet der sechste Tipp dieser Liste: Nimm jede Bonuskarte, die du kriegen kannst!

7. Die ULB ist kein Laufsteg.
Oder doch? Wenn man im Lesesaal sitzt, um für anstehende Klausuren zu lernen oder seine Hausarbeit zu schreiben, könnte man schnell den Eindruck bekommen, dass es sich bei der ULB nicht um eine Bibliothek, sondern um das Casting für die nächste Staffel von Germany’s Next Topmodel handelt. Sehen und gesehen werden ist hier anscheinend für viele das Motto. Andauernd stolzieren balzende Männlein und Weiblein an einem vorbei, eingehüllt in eine Duftwolke, die so enorm ist, dass man sie auf der Zunge schmecken kann. Hohe Schuhe sind hier auch keine Seltenheit, was besonders bei den Personen nervt, die alle zehn Minuten für eine wohlverdiente Kaffeepause rausrennen. Dabei lässt es sich in gemütlichen Klamotten doch viel besser lernen!
Und wenn wir schon dabei sind: Wenn du keinen Laptop dabeihast, dann blockier bitte keine Plätze mit Steckdose!

8. Sei kein Schleimer.
Eigentlich sollte dieser Punkt klar sein, aber es kommt wirklich immer wieder vor. Anders als in der Schule gibt es in der Uni keine Kopfnoten. Am Ende zählt nur deine Prüfungsleistung. Den meisten Dozenten ist es egal, wer du bist, denn für sie bist du nur eine personifizierte Matrikelnummer von vielen. Also vermeide es, in der Vorlesung sinnlose Fragen zu stellen, nur um dem Dozenten zu zeigen, dass es dich gibt. Es sei denn, du möchtest, dass deine Kommilitonen von dir genervt sind.

9. Lade dir nützliche Apps herunter.
Dein bester Freund in langweiligen Pflichtvorlesungen: dein Smartphone. Traurig, aber wahr. Neben den bekannten Apps wie Instagram und Snapchat gibt es jedoch noch weitere Apps, die auf deinem Handy nicht fehlen sollten. Mit der Uni Bonn-App kannst du beispielsweise schon mal den Mensaplan checken um deine Mittagspause zu planen. Dank der Jodel-App weißt du immer, was an der Uni gerade los ist und mit Scanner-Apps kannst du schnell und einfach die Mitschriften deines Kommilitonen in ein PDF umwandeln, falls du in der letzten Vorlesung gefehlt hast (natürlich nur, wenn du vorher gefragt hast).

10. Last but not least:
Lass deinen Abipulli zuhause! Diesen Fehler haben wahrscheinlich schon viele bei der Einschreibung begangen. Abipullis sollten, auch wenn das Abimotto deiner Stufe noch so lustig war und er ja so gemütlich ist, wirklich nur zuhause getragen werden. Wirklich jeder hier hat Abitur, da es nun mal die Voraussetzung für das Studium ist. Den Abipulli zur Vorlesung zu tragen ist also ungefähr so, als würdest du deinen Studentenausweis an einer Kette um den Hals tragen.

 

Rabenmutter Alma Mater

AKADEMISCHE KARRIERE Wer nach dem Studium danach strebt, im Lohn und Brot der Alma Mater zu stehen, der muss sich umschauen. Denn nicht immer garantiert eine akademische Karriere die finanzielle Sicherheit, die man sich von der nährenden Mutter wünschen würde.

VON LARS SCHÄFERS

Die Universität als gütige Mutter. Sie nährt uns mit kostbarem Wissen. Sie lindert unseren Bildungshunger, ohne uns je satt zu machen. Die Alma Mater gilt als Hort höchster Bildung und ist seit dem Mittelalter Ort und Symbol für das unermüdliche Streben des menschlichen Geistes nach Erkenntnis. Wem das Forschen schon während der Studienzeit Freude bereitet hat und wer nach dem Studium noch immer wissen will, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, steht vor der Option einer akademischen Karriere. Bleibt der Student seiner Alma Mater treu oder löst er sich von ihrer nährenden Brust, um anderswo sein Karriereglück zu suchen?

Willkommen im Wissenschaftsprekariat
An der Uni bleiben, eine Doktorarbeit schreiben und als wissenschaftliche Hilfskraft, oder besser noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter, arbeiten – ein reizvoller Weg für alle, die ihren Wissenshunger zum Beruf machen wollen. Doch wird die Alma Mater dann nicht selten zur Rabenmutter.
Die Rede ist vom sogenannten „akademischen Prekariat“: Befristete Arbeitsverträge, Teilzeitstellen und der größte Sorgenfaktor: Nach einer Frist von maximal 12 Jahren sollte die Professur oder eine andere Dauerstelle erreicht sein, oder es ist endgültig vorbei mit dem Traum einer akademischen Karriere bis zur Rente. Grundlage dieser Arbeitssituation ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (Wiss-ZeitVG), das Sonderarbeitsrecht der wissenschaftlichen Hilfskräfte, Mitarbeiter und Assistenten. Die Befristungs- und Sonderregeln dieses Gesetzes bedeuten mangelnde Planungssicherheit und unklare Perspektiven. Mit Doktortitel und Lehrbefugnis ins Prekariat: So sieht der berufliche Fahrplan für nicht wenige aus. Denn es gibt weit weniger Professur-Stellen als wissenschaftlichen Nachwuchs. Der Traum von einer akademischen Karriere ist also schnell ausgeträumt, insbesondere für denjenigen, der eigentlich gar keine Professur anstrebt, sondern im akademischen Mittelbau seinen Platz im Dienst an der Wissenschaft sieht. Das ist ein skandalöser Zustand für ein Land, das Exzellenzinitiativen startet und „Bildungsrepublik“ sein will.

Eine Novelle ohne viel Neues
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kämpft schon lange für eine grundlegende Erneuerung des WissZeitVG. Ihre Kernforderungen lauten unter anderem: Absicherung der Promotionsphase, Perspektiven für Postdocs, Mindeststandards für befristete Arbeitsverträge, die Einrichtung von Dauer- und Vollzeitstellen im Mittelbau sowie eine familienfreundlichere Ausgestaltung der Karrierewege an den Unis. Letzter Punkt ist besonders wichtig, nicht nur für den heute so gut ausgebildeten weiblichen Nachwuchs in der Wissenschaft: Mit Fristverträgen fehlt die Sicherheit für eine Familiengründung und wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert. Kein Wunder also, dass laut amtlicher Statistik über 70 Prozent der Nachwuchswissenschaftlerinnen und auch etwa 45 Prozent der Professorinnen kinderlos sind. Auch bei den männlichen Kollegen sieht es nicht viel besser aus. Auch die Politik ist sich dieser Missstände bewusst, eine Novellierung des WissZeitVG wurde immerhin im Dezember vom Deutschen Bundestag beschlossen. Seither muss für jede Befristung wenigstens ein echter Sachgrund vorliegen. Für Nachwuchswissenschaftler mit minderjährigen Kindern können sich die 12 Jahre Maximalbeschäftigungsdauer nun um zwei Jahre je Kind erhöhen. Auch soll die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses künftig genauer statistisch erfasst und untersucht werden. Doch reicht das aus? Die GEW sieht die Novelle zwar als „Etappensieg“, viele ihrer Kernforderungen wurden allerdings nicht umgesetzt.

Karriereplanung mit Idealismus und Hintertürchen
Wer eine akademische Karriere anstrebt, braucht vor allem eines: Eine ordentliche Portion Idealismus. Ebenso eine tiefe Liebe zur Forschung, eine unermüdliche Neugier nach Erkenntnis, das Streben nach Exzellenz sowie nachhaltige Freude am wissenschaftlichen Arbeiten und Publizieren. Und wer weiß, vielleicht ringt sich die Politik eines Tages auch dazu durch, eine wirklich grundlegende Reform des WissZeitVG anzugehen. „Dauerstellen für Daueraufgaben“, ein Kernslogan der GEW, scheint die dringlichste Forderung zu sein. Dabei geht es nicht um die vollständige Ersetzung befristeter Arbeitsverhältnisse – gerade bei Qualifizierungsstellen für Doktoranden und Habilitanden ist eine (adäquate) Befristung sachgemäß. Besser wäre aber, wenn sie grundsätzlich immer auch mit der Tenure-Track-Option, der Zusage einer Dauerstelle, wenn bestimmte Zielvereinbarungen erreicht wurden, verbunden ist. Zur Frage, ob befristet oder unbefristet in der Wissenschaft, sollte es demnach um ein Sowohl als-auch gehen.
Trotz allem: Jeder, der eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, sollte sich jederzeit noch das Hintertürchen einer außeruniversitären Tätigkeit mit entsprechender Kontakt- und Beziehungspflege offenhalten. Manchmal müssen eben auch die treuesten Diener der Wissenschaft, die Nesthäkchen der geliebten Alma Mater, flügge werden.

Mein liebes Bonn, …

BETRIFFT: HEIMAT Früher oder später muss jeder einmal Abschied nehmen. Von einer ehemaligen Hauptstadt in die aktuelle. Oder auch vom kleinen B ins große B. Ich sage bye bye Bonn und hallo Berlin!

VON DOMINIQUE MÜLLER

Mein liebes Bonn, it’s time to say goodbye. Nach stolzen 23 Jahren habe ich mich nun von dir verabschiedet. Ich will ehrlich zu dir sein, besonders schwer ist es mir nicht gefallen. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass ich mich während der langen Zeit nicht wohlgefühlt habe. Ganz im Gegenteil eigentlich.
Ich hatte eine schöne Zeit! Aber irgendwann ist halt einfach mal Zeit für etwas Neues. Und ich finde, das kannst du mir eigentlich nicht verübeln.
Du hast wirklich sehr viele schöne Ecken. Ich sag nur Rhein, Universität und Hofgarten, Südstadt, Sternstraße oder Alter Zoll. Nicht zu vergessen das Siebengebirge, das zwar offiziell nicht zu dir gehört, aber ja um die Ecke liegt. Nicht umsonst reisen die Touris dafür an. Und auch wenn du leider zu oft nur als Geburtstort von Beethoven gesehen wirst, hast du doch wesentlich mehr zu bieten. Hinzu kommt, dass du ja echt schon sehr viel erlebt hast und eine spannende Vergangenheit als Bundeshauptstadt vorweisen kannst. Das ist schon echt etwas Besonderes. Es waren ja immerhin stolze 41 Jahre. Ich weiß gar nicht, ob dir überhaupt bewusst ist, welche wichtige Rolle du in der Geschichte Deutschlands und unserer Demokratie gespielt hast. In Bonn wurde schließlich das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland unterschrieben. Darauf kann man schon stolz sein. Auch wenn ich die ersten 20 Jahre meines Lebens in Königswinter und nicht in Bonn gewohnt habe – immerhin recht nah an der Grenze – warst du schon immer der Ort an den ich gefahren bin, wenn ich gesagt habe „Ich fahr‘ mal in die Stadt“. Es hat sich also fast so angefühlt, als wohnte ich in Bonn. Die letzten drei Jahre durfte ich dann in der wunderschönen Südstadt verbringen. Da ist ja ein Haus schöner als das andere. Wirklich klasse!
So schön du auch bist, bin ich doch sehr froh, dass du so nah am ebenfalls schönen Köln gelegen bist. Um ehrlich zu sein bin ich nämlich mehr der Großstadttyp.
Klar, du zählst auch als eine, aber Köln ist da mit seinen knapp über einer Million Einwohnern einfach noch mal eine etwas andere Liga. Nicht dass man in Bonn nichts unternehmen könnte, aber in Köln wird nun mal, vor allem für junge Leute, mehr geboten. Gerade was die abendlichen Aktivitäten betrifft.
Auch wenn ich jetzt eine neue Stadt mein Zuhause nenne und mich dort sehr, sehr wohl fühle, so wirst du doch immer irgendwie meine Heimat bleiben. Ich bin hier aufgewachsen, zur Schule und zur Uni gegangen und verbinde viele Erinnerungen mit dir! Nicht zuletzt, weil meine Eltern noch hier wohnen, werde ich dir ab und an einen Besuch abstatten und einen ausgiebigen Rheinspaziergang machen oder ins Museum gehen. Die Museumsmeile gehört nämlich definitiv zu meinen Lieblingsorten. Und weil „Lass uns Freunde bleiben“ einfach keiner gerne hört, sag ich einfach: Mach’s gut Bonn!
Ich bin ja nicht aus der Welt und schaue ab und an noch mal vorbei. Versprochen!

Editorial | AKUT 342

Liebe Leserinnen und Leser!
Es hat sich einiges verändert im Hause „AKUT“. Und nein, damit ist nicht nur das schlanke Format dieser Ausgabe gemeint, die so prätentiös die Diät-Tipps der Promis bewirbt.

Vielmehr steht beinahe die ganze Redaktion Kopf, seit unser geliebter (ja, wirklich!) Chefredakteur Alexander Grantl seinen Rücktritt angekündigt hat. Denn das Niveau, auf das Alex die AKUT in Amtszeit gehoben hat, ist für uns als blauäugige Nachfolger natürlich eine Hürde, die es zu halten und zu verbessern gilt. Davon werden wir uns natürlich nicht unterkriegen lassen, sondern unser Bestes geben, um den letzten Ausgaben der AKUT gerecht zu werden. Wenn euch dennoch etwas nicht gefallen sollte, was ihr seht und lest, könnt ihr uns gerne einen Leserbrief zukommen lassen, und sei es eine wutbürgerliche Schmähkritik. Hierzu könnt ihr uns auf Twitter, Facebook oder hier erreichen.

Auch wenn der Semesterbeginn schon ein wenig zurückliegt, wollen wir es uns nicht nehmen lassen, den „neuen“ Erstis hier ein kleines Kompendium mit auf den Weg zu geben, das ihnen die Studienzeit ein wenig erleichtern soll. Für Studierende, die sich ihrem Abschluss nähern, könnte ein Gastbeitrag lesenswert sein, der aufdeckt, weshalb der Traum einer akademischen Karriere meist mehr verspricht, als er hält. Als Gegenbeispiel für eine mehr als erfolgreiche akademische Karriere stellen wir in einem Interview den Bonner Psychologie-Professor Martin Reuter vor, der uns verrät, wie unsere Gene und unser Verhalten zusammenhängen. Wer es lieber sportlich mag, kann in unserem Bericht über „Jugger“ eine Sportart kennen lernen, die einer Mischung aus Rugby und Fechten gleicht. Für Fantasy-Liebhaber oder Weihnachtsgeschenk-Suchende bietet sich das Gespräch mit dem
Bonner Jung-Autor Merlin Monzel an, mit dem man in die fantastische Welt von „Narradonien“ eintauchen kann.

Viel Freude beim Lesen!
Max und Linnéa

Das Rektorat auf dem heißen Stuhl

FRAGERUNDE Am 23. Mai und 15. Juni stellten sich Rektor Prof. Hoch und Mitglieder des Rektorats den Fragen der Studierendenschaft. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir hier zusammengefasst.

VON MAX DIETRICH

ONLINE-VORLESUNGEN
Gibt es das Bestreben, die Aufzeichnung und Bereitstellung von Vorlesungen im Internet zu verbessern?
Die Universität stellt mit dem Projekt „Veranstaltungsaufzeichnung und Live-Übertragung“ die nötige Infrastruktur auf eCampus bereit. Für die Aufzeichnung selbst gibt es mobile Lösungen. Die Entscheidung, diese Möglichkeiten zu nutzen, liegt jedoch bei Fakultäten. Eine allgemeine Ausstattung aller Hörsäle mit der nötigen Technik wird jedoch zunächst nicht stattfinden und hat in den Augen des Rektorats auch keine Priorität.

SCHLIESSUNG DER ZB MED
Wie steht das Rektorat zur Schließung der ZB MED?
In den Augen des Rektorats wäre ein Fortbestand der ZB MED wünschenswert. Allerdings kann die Universität auf die Leibniz-Gemeinschaft selbst keinen Einfluss nehmen und eine direkte Assoziation mit den Plakatkampagnen und Demonstrationen ist ihr auch nicht möglich.

RENOVIERUNG
Wie steht es mit der Renovierung des Poppelsdorfer Schlosses?
Ist der Einbau einer Kuppel (Bericht in AKUT-Ausgabe Nr. 340) realistisch?
Das Problem im Fall des Poppelsdorfer Schloss ist, dass man dieses schon vor einiger Zeit an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (kurz BLB) weitergegeben hat. Man muss sich so nicht um Belange wie den Brandschutz kümmern, hat aber auch wenig Einfluss über Angelegenheiten wie die Restaurierung. Beim BLB gibt es kaum Bestreben, in die Liegenschaften zu investieren, auch die dazu nötige Kooperation von Finanz- und Wirtschaftsministerium des Landes NRW macht schnelle Lösungen unwahrscheinlich.
Was den Plan von Frank Asbeck hinsichtlich des Einbaus einer Glaskuppel angeht, ist man beim Rektorat skeptisch. Zum einen ließe sich eine öffentliche Nutzung des Schlosses kaum mit dem Lehr- und Forschungsbetrieb vereinbaren, zum anderen stellen sich in Sachen Statik und Denkmalschutz schwerwiegende Bedenken.

BASIS
Was wird getan, um die vielen Probleme von BASIS zu beheben?
Viele Punkte, die von der Studierendenschaft kritisiert werden, etwa das korrekte Einpflegen der Raumnutzung, liegen in der Verantwortung der Studiengangsmanager. Die Qualität ist hier von Fakultät zu Fakultät sehr verschieden. Es gibt kein Bestreben, die Dozenten zur Nutzung des Systems zu verpflichten, jedoch steigen die Nutzerzahlen unter anderem durch das Angebot von Schulungen stark an.

BIBLIOTHEK
Welche Pläne hat die Universität für die Bibliothek der Philosophischen Fakultät, nachdem der geplante Neubau auf dem Gelände des Viktoriakarrees gescheitert ist?
Das Rektorat bespricht hier gerade verschiedene Optionen mit allen Beteiligten. Die erste ist ein Neubau an anderer Stelle, was jedoch bis zu zehn Jahren dauern könnte. Die zweite wäre die Anmietung geeigneter Gebäude, was jedoch aus statischen Gründen schwierig ist. Die dritte und wahrscheinlichste Option ist der Umzug in das Erdgeschoss des Hauptgebäudes, wozu jedoch andere Bereiche ausziehen müssten. Dies könnte man im Zuge einer abschnittsweisen Renovierung des Hauptgebäudes erreichen, indem die jeweiligen Bereiche dann ihre Räume mit denen der Bibliothek tauschen.

WG BESUCHT!

RUBRIK  Wir besuchen eine Sechser-Mädels-WG in der Südstadt. Eine Bewohnerin macht gerade ein FSJ im Bereich Kultur, die anderen studieren Jura, Politik und Gesellschaft, Geografie, Archäologie und Altamerikanistik. Eins ist sicher: Jemand zum Quatschen findet sich immer!

FRAGEN DOMINIQUE MÜLLER

Die WG

Sina (19) • Sarah (17) • Lina (20) • Antonia (20) • Elena (21) • Melanie (20) – die WG (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Woher kommt ihr?

Elena  Keine von uns kommt aus Bonn. Ich komme aus Ulm.

Sina  Ich komme aus der Nähe von
Gummersbach.

Sarah  Ich aus Stuttgart.

Wieso Bonn?

Melanie  Wegen des Studiengangs. Ich war davor noch nie in Bonn gewesen.

Lina  Meinen Studiengang Altamerikanistik und Ethnologie gibt’s nur in Bonn.

Wie viel Miete zahlt ihr?

Elena  Alle unterschiedlich. Kommt auf die Zimmergröße an.

Antonia  Und auf die Dachschräge. Meine geht fast bis zum Boden.

Habt ihr ein WG-Ritual?

Elena  Immer schwierig, uns alle sechs zusammenzukriegen. Wir gehen aber manchmal freitags um zwölf zu Tuscolo – da können wir fast alle.

Die »Schnapsdrossel« (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Die »Schnapsdrossel« (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Euer Lieblingsmöbelstück?

Elena  Der Tisch! Da bleibt immer jemand kleben.

Antonia  Der Kühlschrank aber auch, irgendwie. Man kann immer direkt Essensnachschub holen.

Euer schönstes WG-Erlebnis?

Melanie  Wir haben hier schon zweimal ein Weihnachtsessen gemacht. Das war schön!

Kampf ums Bad, bei so vielen Mädels?

Antonia  Es gab noch nie wirklich Stau im Bad.

Melanie  Wir haben einfach alle so unterschiedlich Uni.

Die WG (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Die WG (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Habt ihr einen Fernseher?

Melanie  Ja, aber ich hab hier noch nie geschaut.

Sarah  Was, wir haben einen Fernseher? Ich fass’ es nicht.

Lina  Ja, bei mir im Zimmer!

Was ist so toll an eurer WG?

Melanie  Ich find’s mega schön den anderen beim Musizieren zuzuhören.

Sina  Ich will auch ganz oft um zehn ins Bett gehen, aber dann sitzt man doch noch bis eins hier, weil man irgendein Thema diskutiert.

Elena  Das ist halt dieser Tisch. Das Gespräch bleibt immer am Laufen.

Habt ihr einen Namen für die WG?

Elena  DG-WG. Wegen Dachgeschoss. 


#allesistdesign

AUSSTELLUNG  Seit April zeigt die Bundeskunsthalle mit »Bauhaus – alles ist Design«, wie prägend die Bauhausideen waren und wie aktuell sie noch immer sind.

VON DOMINIQUE MÜLLER

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Ausstellungsstück (Foto: Dominique Müller / AKUT)

Stühle. Spielzeug. Stühle. Geschirr. Fotos. Ach, und Stühle. Die Ausstellung, die sich mit dem »Staatlichen Bauhaus« als innovative Institution auseinandersetzt, präsentiert zahlreiche unterschiedliche und teils nie zuvor gezeigte Exponate. Dabei werden Stücke von damaligen Vertretern der Kunstschule mit Werken heutiger Künstler konfrontiert und gegenübergestellt, die ihre Arbeiten als Antwort auf die Frage »Was bedeutet Bauhaus für ihre Arbeit heute?« anfertigten.

1919 in Weimar von Walter Gropius gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 schließlich von den Nazis geschlossen, entwickelte das Bauhaus einen neuen Typ des Designers, damals noch als Gestalter bezeichnet. Die Schüler erhielten eine duale Ausbildung: Sie lernten neben handwerklichen Fähigkeiten auch theoretische Grundlagen wie Formen- und Farbenlehre und erlangten Kenntnisse über die menschliche Psyche und Wahrnehmung. Somit waren sie ebenso Handwerker wie Künstler. Sie sollten sich nicht auf bestimmte Bereiche fokussieren, sondern setzten sich zum Ziel, die gesamte Gesellschaft zu gestalten und umzugestalten. Dies geschah nicht zuletzt als Reaktion auf die gesellschaftlichen Umbrüche, die alle Lebensbereiche betrafen. Trotz denkbar schlechter Ausgangslage nach dem Krieg arbeiteten die Künstler zusammen. Durch Zeitschriften und Manifeste erlangten sie weltweite Aufmerksamkeit.

Ausstellungsstück (Foto: Dominique Müller / AKUT)

Ausstellungsstück (Foto: Dominique Müller / AKUT)

Hier und da sind an den Wänden einige Karten mit Zitaten zu finden. Designer Yinka Ilori äußerte sich zum Gemeinschaftsaspekt so: »Die Idee der Zusammenarbeit ist bis heute die bedeutendste Idee des Bauhauses: Obwohl alle Mitarbeiter bereits anerkannte Künstler waren, wollten sie gemeinsam die Welt des Designs verändern.« Die erste deutsche Hochschule für Design beschäftigte sich mit gesellschaftlichen Themen – beispielsweise »Mensch versus Maschine« oder »Individuum versus Gemeinschaft«. Themen, die auch heute wieder aktuell sind und stetig neu interpretiert werden.

Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche unterteilt: #createcontext, #learningbydoing, #communicate und #thinkaboutspace. Ja genau, alle mit Hashtag versehen. Auch der Untertitel »Alles ist Design« findet sich mit Hashtag auf den Museumswänden. Die Hashtags ziehen sich durch die gesamte Ausstellung und stellen eine direkte Verbindung zu den sozialen Medien her. Um die kommt man ja bekanntlich heutzutage ebenso wenig herum wie ums Bauhaus, wenn man sich mit dem Thema Design beschäftigt. Kuratorin Jolanthe Kugler präzisiert im zur Ausstellung gehörigen Film, was man verdeutlichen möchte: Das Bauhaus sei eben keine Marke, sondern ein internationales Experimentierfeld mit heute immer noch offenem Ausgang.

Ausstellungsstück (Foto: Dominique Müller / AKUT)

Ausstellungsstücke (Foto: Dominique Müller / AKUT)

Das vom Bauhaus geprägte, umfassende Verständnis von Design ist in jedem Raum der Ausstellung zu entdecken. Zeit sollte man auf jeden Fall mitbringen! Neben den zahlreichen Stühlen gibt es eben auch teils so banal wirkende Stücke wie Geschirr oder Spielzeugkreisel, die man vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Dies zeigt aber nicht zuletzt genau den zentralen Punkt der Ausstellung: Alles ist gestaltbar, alles ist Design und Design durchzieht unser ganzes Leben. Die Ausstellung läuft noch bis zum 14. August und zeigt schlichtweg, wie bedeutend und prägend das Staatliche Bauhaus wirklich war.

Ein Zitat von Architektin und Designerin Eva Eisler, ebenfalls an den Museumswänden entdeckt, bringt es auf den Punkt: »Die Bauhausideen waren revolutionär und sind noch heute gültig. Zu einer Zeit, als man nach einer neuen Lebensweise suchte, brachte Walter Gropius Kunst, Architektur, Design und Handwerk zusammen.«


Eine Stunde Sherlock sein

FREIZEIT  Mal was anderes als ein Kinobesuch. Kollektives Rätseln als neue Freizeitaktivität. Zusammen mit drei Kommilitonen hat AKUT-Redakteurin Charlotte den Live-Escape-Room »Fluchtgefahr« in Bonn-Endenich getestet.

VON CHARLOTTE KÜMPEL

Der Escape-Room »Fluchtgefahr« auf der Endenicher Kulturmeile (F

Der Escape-Room »Fluchtgefahr« auf der Endenicher Kulturmeile (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Als wir »Fluchtgefahr« in Endenich erreichen, kommt gerade eine große Gruppe junger Leute heraus und unterhält sich aufgeregt. »Man kommt also immerhin wieder lebendig aus dem Escape-Room raus«, scherzen wir, nicht wissend, was uns in der kommenden Stunde erwartet. Das Haus an sich erinnert von außen mit seinem Altbau-Charme eher an eine vornehme Villa als an den Schauplatz eines Abenteuers. Es steht mitten auf der Endenicher Kulturmeile, und wäre es nicht rot angestrahlt, würde es im Abendlicht kaum auffallen. Gespannt darauf, was sich innen verbirgt, möchten wir hineingehen – doch da hält uns schon das erste Hindernis auf: Um die Türklingel zu betätigen, müssen wir erst ein kleines Rätsel lösen und einen Zahlencode errechnen. Relativ schnell haben wir es geschafft. Ob es drinnen schwerer wird?

Freundlich begrüßt uns Nadine Richarz. Zusammen mit ihrem Mann hat sie »Fluchtgefahr« im November eröffnet, nachdem er das Konzept der Escape-Rooms für sich entdeckt hat und sogar zu deren Ursprung bis nach Budapest gereist ist, um der Sache auf den Grund zu gehen. In einem Nebenraum bekommen wir als allererstes eine kleine Einweisung. Bis zu 80 Leute besuchen »Fluchtgefahr« pro Tag, ganz gleich ob privat, oder um geschäftliches Teambuilding zu betreiben. Sherlock – so heißt der Raum aus dem wir innerhalb von 60 Minuten versuchen werden, zu flüchten. Er war der erste von mittlerweile drei Räumen, die »Fluchtgefahr« zu bieten hat und handelt, natürlich, von Sherlock Holmes.

Wir werden in den Escape-Room geführt, ein liebevoll eingerichtetes Büro im viktorianischen Stil. Die schweren Vorhänge und dunklen Wandvertäfelungen unterstreichen die gemütliche Atmosphäre. Es riecht sogar ein bisschen »alt«, aber nicht auf eine unangenehme Weise. Stilecht eben.

Als sich die Tür hinter uns schließt, ist es so, als wären wir in die Vergangenheit gereist. Ein altes Telefon, eine Schreibmaschine, alte Bücher in den dunklen Regalen: Alles hier ist handgemacht, haben wir uns sagen lassen. Lediglich der Monitor an der Wand erinnert uns daran, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden. Auf ihm ist der 60-minütige Countdown zu sehen. Außerdem wird der Escape-Room von Nadine Richarz und ihrem Team videoüberwacht, um uns über den Monitor kleine Tipps zu geben, falls wir gar nicht weiterwissen. Wie oft wir diese Hilfe in Anspruch werden nehmen müssen, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Unsere abenteuerliche Stunde beginnt jetzt.

Doch wo fangen wir an? In der Mitte des Raumes steht ein Schreibtisch, wo wir instinktiv zuerst nach irgendeinem Hinweis suchen. Wir wissen nicht mal, was wir eigentlich tun müssen. Auf dem Schreibtisch finden wir dann einen Brief von Dr. Watson, Sherlock Holmes’ Partner, in welchem er uns unsere Aufgabe mitteilt. Er und seine Frau Mary wurden von Sherlocks Erzfeind, dem fiesen Moriarty, entführt und nur wir, als Sherlock, können die beiden retten. Wir versuchen, Dr. Watsons Nachricht genauer zu analysieren um herauszufinden, wo wir nach weiteren Hinweisen suchen könnten. Schnell fällt mir auf: Alleine hätte ich vermutlich keine Chance, die Aufgabe zu bewältigen. Hier ist gemeinschaftliches Denken und Rätseln gefragt. Dabei ergänzen sich meine Mitspieler in ihren Ideen.

Raum »Sherlock« (Foto: Fluchtgefahr / Escape-Room Bonn)

Raum »Sherlock« (Foto: Fluchtgefahr / Escape-Room Bonn)

Zuerst sind wir ein wenig überfordert. Alles hier könnte doch ein Hinweis sein, denke ich und schaue mich erstmal hektisch in den Bücherregalen um, während die anderen noch auf dem Schreibtisch suchen. Ich lasse mich viel zu leicht von den ganzen Gegenständen ablenken, die sich im Escape-Room befinden. Glücklicherweise kommen wir dann doch zusammen irgendwie auf die richtige Fährte und finden die erste Aufgabe. Hier ist unser mathematisches Können gefragt, denn wir müssen den Code für ein Zahlenschloss enträtseln. Insgesamt müssen wir ziemlich viel rechnen, und obwohl die Aufgaben theoretisch nicht sonderlich anspruchsvoll sind, verrechnen wir uns ziemlich oft und bleiben hängen. Unter diesem Zeitdruck, verstärkt durch spannungsschaffende Hintergrundmusik, macht man schnell Fehler. Ein Hupen ertönt, das Zeichen dafür, dass Nadine Richarz und ihr Team uns Tipps über den Monitor geben. »Ahhh, wieso sind wir da nicht draufgekommen?«, fragen wir uns des Öfteren, weil wir anscheinend viel zu kompliziert denken. Immer wieder rechnen wir, verrechnen uns, bekommen Tipps und knacken anschließend die Zahlenschlösser, um weitere Matheaufgaben zu erhalten. Für Geisteswissenschaftler vielleicht ein bisschen mühselig, ein Mathematiker hätte hier auf jeden Fall mehr Erfolg.

Erst nach einer überraschenden Wendung werden die Aufgaben abwechslungsreicher, jedoch auch viel schwieriger. Sehr lange hängen wir bei einer Aufgabe fest, kommen für eine gute Viertelstunde gar nicht weiter. Auch die Tipps helfen uns irgendwann nicht mehr. So langsam werden wir ziemlich nervös und fragen uns zwischendurch, ob wir nicht einfach zu unfähig für Escape-Rooms sind. Ein Blick auf den Countdown verrät, dass wir nur noch 13 Minuten Zeit haben. Verzweifelt verschieben wir wahllos alle möglichen Gegenstände, suchen den Boden und die Wände ab. Im Verdacht, irgendetwas übersehen zu haben, schaue ich mir noch einmal die vorherigen Aufgaben an. Doch nichts hilft. Wieder einmal denken wir nämlich viel zu kompliziert. Ein weiteres Hupen ertönt.

Als wir die schwierige Aufgabe endlich gelöst haben, sind es noch knapp vier Minuten, bis Dr. Watson und seine Frau theoretisch dem Tode geweiht sind. »Das schaffen wir nicht!«, rufe ich hoffnungslos, und doch geben wir nicht auf. Die letzte Aufgabe ist eine ziemlich nasse Angelegenheit und schon fast ein bisschen sportlich. Inzwischen schießt mir das Adrenalin durch den Körper, denn ich will hier nicht als Verlierer rausgehen. Wir geben unser Bestes und schaffen es gerade noch rechtzeitig, das letzte Zahlenschloss zu knacken. Erleichtert öffnen wir die Tür nach draußen. Dort wartet bereits Nadine Richarz auf uns, um uns zu gratulieren. Wir sind erfolgreich entkommen und befinden uns wieder im Bonn des 21. Jahrhunderts.

Obwohl die ganze Sache ziemlich mathelastig war, sind wir uns einig: Es hat verdammt viel Spaß gemacht. Zugegeben, als Studentin kann man sich dieses Abenteuer nicht allzu oft leisten, denn eine Stunde im Escape-Room ist mit einem Preis zwischen 22,50 Euro und 30 Euro pro Person nicht gerade günstig. Trotzdem lohnt sich dieses besondere Erlebnis, vielleicht als ausgefallenes Geburtstagsgeschenk, oder als kleine Belohnung nach einer anstrengenden Klausurphase. Ein Studentenrabatt ist zudem in Planung. Eins steht fest: Wir kommen wieder!


Zimmer gegen Mithilfe

WOHNEN  Ein Projekt bringt Studierende mit Vermietern zusammen, die ihnen günstig ein Zimmer zur Verfügung stellen. Dafür helfen die jungen Leute ihren Vermietern im Alltag.

VON MAIKE WALBROEL

Projekt-Koordinatorin Lilian Brandt

Projekt-Koordinatorin Lilian Brandt (Foto: Alexander Grantl / AKUT)

Zunächst mag das etwas seltsam klingen: Madita Ridder wohnt mit einer fremden älteren Dame zusammen und zahlt keine Miete, sondern nur die Nebenkosten für ihr Zimmer. Sie hat sich mit ihrer Mitbewohnerin darauf geeinigt, dass sie ihr regelmäßig im Haushalt hilft; zum Beispiel, indem sie putzt. »Ich harke Laub oder bügele auch mal«, erzählt die 19-Jährige, die im Oktober für ihr Studium der katholischen Theologie aus Ostwestfalen nach Bonn gezogen ist. Viele Studierende bekommen die Wohnraumknappheit zu spüren und ziehen wegen der hohen Mietpreise in eine WG oder in eines der Wohnheime. Madita hingegen hat sich bewusst für »Wohnen für Hilfe« entschieden. »In einer Stadt, in der ich noch niemanden kannte, wollte ich nicht alleine wohnen. Mit Fremden in einer WG zu leben, kam für mich auch nicht infrage«, sagt sie.

Es sind ganz verschiedene Gründe, aus denen sich Studierende bei Lilian Brandt, der Koordinatorin des Projekts in Bonn, melden. Die AStA-Mitarbeiterin betreut seit Dezember 2014 »Wohnen für Hilfe« in Bonn. Das Wohnprojekt gibt es bereits in vielen deutschen Städten. Vor allem in den Universitätsstädten verbreitet es sich rasch. »In Köln gibt es ›Wohnen für Hilfe‹ seit elf Jahren«, sagt Brandt. Von den dortigen Vermittlungszahlen ist Bonn noch weit entfernt. »In Köln werden pro Jahr ungefähr 70 bis 80 Studierende vermittelt.« Das mag auch daran liegen, dass sich Brandt ohne Unterstützung der Stadt Bonn alleine um die Organisation von »Wohnen für Hilfe« kümmert. Sie wirbt für das Projekt, ist Ansprechpartnerin für interessierte Vermieter und Studierende und vermittelt diese schließlich. Die Stadt Bonn sei sehr zurückhaltend, da man Probleme mit unseriösen Vermietern befürchte. »Natürlich hört man da immer das Klischee vom alten Mann, bei dem eine junge Studentin einzieht«, sagt Brandt. »Ich kann meine Hand nicht für jeden ins Feuer legen.« Als Koordinatorin besucht sie daher alle potenziellen Vermieter und macht sich ein eigenes Bild von ihnen und ihrem Zuhause.

Bei einem ersten Gespräch lernen sich Vermieter und Studierende kennen. Lilian Brandt achtet bei der Auswahl der Paare auf gemeinsame Interessen und Vorstellungen. Sie hilft auch beim Abschluss des Vertrags. In diesem wird festgehalten, ob für das bereitgestellte Zimmer Kosten anfallen und welche Art von Hilfe vorgesehen ist. Interessierte können auf einem Anmeldebogen angeben, welche Aufgaben sie sich zutrauen oder, ob sie bestimmte Arbeiten ablehnen. »In der Regel einigt man sich auf eine Stunde Arbeit pro bewohntem Quadratmeter«, sagt Brandt. Meistens sind die Vermieter ältere Menschen, die Hilfe bei Einkäufen oder im Garten brauchen. Manche wünschen sich aber auch »nur« Gesellschaft.

»Im Prinzip können sich auch jüngere Leute mit Wohnraum melden, die Hilfe brauchen – wie Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderung«, sagt Brandt. Bisher sei dies in Bonn aber noch die Ausnahme. »Kaum ein Studierender hat vormittags Zeit, ein Kind zu betreuen.«

Bei den Studierenden sei »Wohnen für Hilfe« schon nach kurzer Zeit bekannt gewesen. »Mittlerweile übersteigt die Nachfrage das Angebot. Es dürften gerne noch mehr Vermieter sein«, sagt Brandt. Derzeit sind circa 15 bis 20 Prozent der Vermieter männlich; bei den Studierenden ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen.

»Viele Kommilitonen finden es interessant, so zu wohnen«, sagt Madita, »man muss aber auch der Typ dafür sein.« Bei fremden Menschen einzuziehen, die zudem noch deutlich älter sind als man selbst, schreckt einige ab. Außerdem muss man die Wünsche des Mitbewohners berücksichtigen – er oder sie ist schließlich zugleich der Vermieter. Maditas Mitbewohnerin beispielsweise möchte nicht, dass fremde Leute in ihre Wohnung kommen. »Meine Vermieterin hat mir vor meinem Einzug gesagt, dass sie nicht möchte, dass Besuch kommt«, sagt sie. Darauf habe sie sich dann eingestellt und es sei kein Problem für sie.

Beim ersten Treffen sei es hilfreich, wenn Vermieter und Studierende einen Draht zueinander finden. »Wichtig ist, dass die Chemie stimmt«, so Brandt. »Dann kann man auch über alles sprechen.«

Auch nach dem Einzug berät sie die Projekt-Teilnehmer und vermittelt gegebenenfalls bei Konflikten. Studentin Madita ist sehr zufrieden mit ihrer Wohnsituation. »Es war vor allem in den ersten Monaten toll, um in Ruhe in Bonn anzukommen, die Stadt zu erkunden und neue Leute kennenzulernen.« Sie ist sich sicher, dass »von diesem gemeinsamen Wohnen beide Seiten profitieren«.


MEHR DAZU: Mehr Informationen zu »Wohnen für Hilfe« gibt’s online unter wohnenfuerhilfe.info