Ein Kulturcafé-Waschsalon – Ein zauberhafter Waschsalon am Kaiserplatz bietet mehr
als eine kühle Atmosphäre bei Neonlicht – ein origineller Platz für Wäsche und für
die, die sie wachen.
von ALINA SABRANSKY
Originell. Individuell. Zauberhaft. Undifferenziert. Und vielleicht auch ein bisschen »knüselig« – all das ist der Waschsalon, pardon!, das Waschcafé in der Kaiserstraße 1b.
Mitten im Zentrum Bonns, fast beim Hauptbahnhof und keine zwei Minuten Fußweg vom Unihauptgebäude liegt der »Innovation Point«. Man kann dort waschen, Kaffee oder Tee trinken, Kunst sehen und hören oder einfach nur entspannen. Trocknen kann man natürlich auch! Oder für sich trocknen lassen, ganz nach Belieben.
Vor sieben Jahren hatte Jutta, Gründerin dieses atmosphärischen Ortes, zusammen mit ihrem guten Freund Klaus die Idee, aus dem vorherigen Copyshop etwas anderes, etwas Ungewöhnliches zu machen. Bestimmt auch angeregt durch ihren Mann, hauptberuflich Opern- und Theaterregisseur, hat sich mit den Jahren eine »Kultur« in diesem Waschcafé entwickelt, die mit nichts Anderem zu vergleichen ist und die vor allem auf Sympathisanten aus aller Welt stößt. Touristen aus Amerika, japanische Tänzerinnen, Interessierte aus jeglichen Bundesländern… von überall her kommen sie. Ja, sogar zwei Mädchen aus Madagaskar haben ihren Weg hierher gefunden.
Hauptsächlich sind es aber, neben einigen Alleinstehenden oder Vollzeit-Berufstätigen, Bonner Studierende (was erklärt, warum Samstag der beliebteste Waschtag ist), die dort mit ihrer Wäsche hinkommen. Alleine, oder mit einer Freundin zum Quatschen.
Besonders das Klavier direkt in der Ecke am Fenster lockt viele an: entweder, um selbst darauf zu spielen, oder um anderen einfach nur zuzuhören. Manchmal singt noch jemand und man bekommt richtig Lust, auch die eigene Gitarre oder Klarinette von zu Hause zu holen und sich einfach dazuzugesellen. Die mitgebrachten Unisachen und der feste Vorsatz, sich intensiv der Seminarwiederholung von letzter Woche zu widmen, sind dabei eher zweitrangig. Sich ins kuschelige Sofa zu fläzen, Tagträumen nachzuhängen, ein gutes Buch zu lesen oder einfach nur zu entspannen, ist aber auch viel schöner! Und, da man sich dort so schnell heimisch fühlt, gar kein Problem. Wie schnell sind da plötzlich drei Stunden um! Zum Abschluss noch ein Stück des selbstgemachten Kuchens, übrigens von einer Italienerin gebacken, und der Nachmittag ist perfekt. Besonders den Apfelkuchen kann ich jedem ans Herz legen!
Auch abends gibt es jetzt immer häufiger Veranstaltungen, die einen Besuch wert sind: Verschiedenste Musiker aus aller Welt treten auf, deren Repertoire von Oper bis hin zu Rock-Pop und Jazz reicht. Es werden Lesungen gehalten und Theaterstücke aufgeführt. Und das alles umsonst!
Es gibt wirklich wenig Orte, die so atmosphärisch und eindrucksvoll sind, wie dieses kleine Waschcafé.
P.S. Liegen gebliebene Wäsche wird übrigens gesammelt. In einer riesigen Badewanne, vor den noch riesigeren Trocknern. Allerdings wird kaum je etwas wieder abgeholt und man kann sich gar nicht vorstellen, was die Leute so alles vergessen: Männerunterhosen zum Beispiel (mit und ohne Kondom), ja sogar ganze Koffer wurden schon dort gelassen! Da fragt man sich doch, wie hat der oder diejenige seine Wäsche wieder mit nach Hause transportiert?