Ein Zauberer der Worte

BUCH Merlin Monzel – nicht nur sein Vorname lässt Mystisches vermuten. Auch die literarische Welt, die der in Bonn studierende Jungautor zum Leben erweckt hat, ist nicht weniger geheimnisvoll. Der AKUT verrät er, weshalb er das WOKI liebt und auch vor „substantiellem Trash“ nicht zurückschreckt.

INTERVIEW LINNÉA NOETH

AKUT Du hast deinen Roman schon mit zwölf Jahren geschrieben, wie kam es, dass du ihn erst 2014 veröffentlicht hast?

MERLIN Ich habe lange Zeit versucht, einen Verlag zu finden, was als Kind leider nicht so einfach ist. Zwischendurch hat das Manuskript einfach nur in meiner Schublade gelegen und niemand hat es beachtet. Erst 2014 habe ich schließlich eine positive Rückmeldung bekommen. Dafür bin ich dem S.MO-Verlag bis heute sehr dankbar.

AKUT Der zweite Band ist gerade auf den Markt gekommen. Ist ein dritter geplant?

MERLIN Tatsächlich entstand die Handlung für den dritten Band bereits mit der Handlung des zweiten Bandes, weshalb im zweiten Band zahlreiche Anspielungen zu finden sind. Persönlich bin ich sogar sehr stolz auf die Handlung des dritten und voraussichtlich letzten Bandes, der aufgrund meines Genrewechsels aber wahrscheinlich noch ein wenig warten muss.

AKUT Wie kamst du dazu, deine Geschichte um phantastische Wesen wie Drachen zu spinnen? Wer oder was hat dich dazu inspiriert?

MERLIN Aufgrund eines defekten Sprunggelenkes habe ich mehrere Monate in einer Klinik gelegen, was man sich dementsprechend langweilig vorstellen kann. Mein Zimmergenosse mochte Drachen und andere fantastische Wesen, weswegen ich irgendwann angefangen habe, kleine Geschichten für ihn zu erfinden. Am Anfang des ersten Teils bemerkt man vielleicht sogar noch, dass der komplette Roman aus zahlreichen Kurzgeschichten entstanden ist. Erst später habe ich diese zu einer komplexen Handlung zusammengefügt.

AKUT Planst du, in Zukunft über realistische Themen zu schreiben, oder wirst du bei deinen Drachen bleiben?

MERLIN Das ist dann wohl der Moment, an dem ich über meinen bereits erwähnten Genrewechsel sprechen kann. In meinem Leben habe ich selbst kaum Fantasy gelesen und mich mehr für andere Genres interessiert. Im Moment schreibe ich an einem Roman, der am ehesten in die Sparte „Mystery“ fällt, ich selbst bezeichne ihn auch gerne als „substantiellen Trash“. Im Prinzip geht es mir darum, eine philosophische Botschaft mit möglichst drastischen Mitteln zu verbreiten. Vor Gewalt und sexuellen Darstellungen schrecke ich nicht zurück. Das Buch ist im Gegensatz zu „Narradonien“ realistisch gehalten, spielt aber auf zwei Ebenen: Die eine ist unsere wirkliche Welt, die andere eine Art mythologische Allegorie. Wie bei E.T.A. Hoffmanns Sandmann weiß man nie mit Sicherheit, was gerade Wirklichkeit ist und was nicht.

AKUT Wer sind deine literarischen Vorbilder?

MERLIN Ich habe eben ja bereits E.T.A. Hoffmann erwähnt, dessen Stil mir sehr gefällt. Mein neustes Werk nimmt aber auch Bezug auf Autoren wie Markus Zusak, der mit „Der Joker“ übrigens mein Lieblingsbuch geschrieben hat, und Anonymous, dessen „Bourbon Kid“-Reihe die sprachliche Gestaltung meiner Gewaltszenen stark beeinflusst hat. Am besten bekannt sollte den Lesern jedoch Stephen King sein, den ich vor allem aufgrund seines Mutes schätze. Er schreibt einfach, was er schreiben will und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf Leser und Konvention.

AKUT Wenn dich die Literatur so begeistert, warum hast du dich dann ausgerechnet für ein Psychologie- Studium und kein Studium der Literatur entschieden?

MERLIN Der zweite Teil der Frage lässt sich einfacher beantworten als der erste. Tatsächlich hatte ich kurz darüber nachgedacht, Literatur zu studieren, mich dann allerdings dagegen entschieden. Ich möchte meiner Kreativität freien Lauf lassen und mich nicht an irgendwelche literarischen Regeln halten. Meiner Meinung nach kann jeder schreiben, nicht nur studierte Autoren. Psychologie habe ich hauptsächlich gewählt, weil es mich interessiert. Vollkommen unabhängig vom Beruf des Autors wollte ich mich weiterbilden. Sollte mir das Studium jedoch dabei helfen, die Psyche des Menschen besser zu verstehen und in meine Werke einfließen zu lassen, so nehme ich das gerne an. Das Werk, an dem ich gerade arbeite, ist von einem Psychothriller schließlich nicht mehr weit entfernt.

AKUT Warum ist die Wahl deines Studienortes ausgerechnet auf Bonn gefallen?

MERLIN Ganz klar aufgrund der Rechtspsychologie. Kaum eine andere Universität bietet dieses Modul an, weswegen ich mich für Bonn entschieden habe. Als ganz kleiner Junge wollte ich Jura studieren und so habe ich für mich die Verbindung zwischen Jura und Psychologie geschaffen.

AKUT Was ist dein Lieblingsort hier in Bonn?

MERLIN Definitiv das WOKI. Wenn man einfach mal nur entspannen oder sich inspirieren lassen möchte, ist die wöchentliche Sneak genau der richtige Ort. Wäre bestimmt auch total cool, in einem der Kinosäle eine Lesung zu halten…

AKUT Und weshalb gehst du dann so oft zum Pub-Quiz im Fiddler’s?

MERLIN Das habt ihr aber gut recherchiert. Ich würde sagen, weil Quizzen einfach Spaß macht. Die Challenge interessiert mich und natürlich auch das Zusammensein mit meinen Freunden.

AKUT Zum Abschluss noch drei Gründe, weshalb man die „Narradonien“- Reihe lesen sollte.

MERLIN Gute Frage. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass vor allem der erste Roman einen Teil unserer kindlichen Seele widerspiegelt. Wer wollte als Kind nicht auch mal ein Buch schreiben? Ich habe es aufgrund einiger glücklicher Umstände geschafft, meine kindliche Phantasie in ein Buch zu packen und nahezu ungefiltert der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mein zwölf jähriges Ich war vielleicht kein Profi, aber mit Sicherheit authentisch. Ein zweiter Grund ist natürlich die spannende Story. Es geht um eine Heldenreise. Um eine Reise des Erwachsenwerdens. Aus diesem Grund ist die Reihe vielleicht eher für Jüngere geeignet. Viele bekannte Themen werden auf neue, mitreißende Art und Weise aufbereitet. Der letzte Grund ist zugleich auch der wichtigste: Man sollte die Reihe lesen, wenn man neugierig ist. Neugierde treibt uns an und bringt uns dazu, neue Dinge auszuprobieren. Warum sollte man immer nur alte Klassiker oder berühmte Bestseller lesen? Vielleicht ist es ja an der Zeit, sich mal auf etwas Unbekanntes einzulassen. Wenn dieses Interview also Interesse in euch weckt, solltet Ihr die „Narradonien“-Saga lesen!

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