Mal ein bisschen Jura

Jura als Begleitfach »Was soll das denn bringen?« Das bekomme ich seit Beginn meines Begleitfachstudiums ständig zu hören. Über Sinn oder Unsinn des Begleitfaches Rechtswissenschaft an der Uni Bonn.

von JOHANNA DALL’OMO

gesetzbuch

Foto: Alexander Grantl / AKUT

Für mich war von Anfang an klar, dass ich keine 7 Jahre Gesetzesbücher wälzen will und so war das Begleitfach Rechtswissenschaft eine willkommene Alternative. Aus reinem Interesse entschied ich mich, aus dem Pool der Teilgebiete Strafrecht, Öffentliches Recht, Zivilrecht sowie Grundlagen des Rechts, für Strafrecht. Etwas über Mord und Totschlag zu lernen klang für mich aufregend. Leider war ich wohl alleine mit diesem Wunsch, sodass ich in den Genuss kam als einzige Bonner Studentin in meinem Jahrgang diesen Studiengang zu studieren. Aber wann hat man schon mal einen ganzen Studiengang für sich alleine? Auch die Warnungen der »richtigen« Jurastudenten, ich hätte das schwerste und lernintensivste Fach gewählt, konnten mich nicht entmutigen. Obwohl ich alleine in meinem Studiengang war, bekam ich trotzdem keinen Privatunterricht, sondern besuchte die ganz normalen Kurse der Examensstudierenden. Die »Erfinder« des Begleitfachs Jura hatten jedoch nicht bedacht, dass die Vollzeit-Jurastudierenden in den anderen Teilgebieten Stoff lernten, den ich nie zu Gesicht bekam. Die Strafrechtsprofessoren, die meist nichts von meiner Existenz als Begleitfachstudentin wussten,  setzen jedoch genau diesen Stoff als ganz selbstverständlich voraus. Und weil mir die Materialien aus dem Strafrecht natürlich noch nicht genug waren, arbeitete ich mich zusätzlich durch das BGB, übte den Gutachtenstil und lernte jede noch so kleine Definition.

Ein Lichtblick war dann, dass ich dementsprechend eine etwas leichtere Klausur bekommen sollte. Also schnell den Professor über sein Glück, eine zweite Klausur konzipieren zu dürfen, informiert und auf zur Klausur. Stolz auf seine zusätzliche Arbeit rief er mich vor über 200 Studierenden im Prüfungshörsaal auf, ließ mich nach vorne kommen und die leichtere Klausur abholen. Man kann sich vorstellen, wie viele bitterböse Blicke ich auf meinem Rückweg zu spüren bekam. Seitdem ist es immer wieder aufs Neue meine Aufgabe, jedem neuen Dozenten mitzuteilen, dass ich nur im Begleitfach studiere und er daher andere Prüfungsleistungen für mich anfertigen müsse. Außerdem fehlt, ohne Kommilitonen im selben Fach, immer jemand zum Austauschen, Fragen stellen oder gemeinsamen Lernen. Hier hilft die Fachstudienberatung von Jura weiter, die bisher jedes meiner Probleme lösen konnte. Das größte Problem dieses Begleitfaches ist jedoch die Umrechnung  von Jura- in Bachelornoten. Während eine 1 im Bachelor durchaus realistisch ist, sind die magischen 18 Punkte in Jura nicht zu erreichen. Besteht man also in Jura seine Klausur, ist man oft einer der Glücklichen 20% die überhaupt bestehen. Umgerechnet in Bachelornoten sind die 4 Punkte, die zum Bestehen benötigt werden, dann nur eine 4. Es ist also quasi unmöglich eine 1 oder 2 in Bachelornoten zu bekommen.

Wenn man nicht darauf aus ist, Anwalt oder Richter zu werden und trotzdem etwas über Jura lernen will, dann ist dieses Begleitfach genau richtig. Gerade in der Wirtschaft gibt es viele Berufe, in denen Bachelorabsolventen mit Jurakenntnissen einen Vorteil haben können.

Wer bereit ist, viel Arbeit und Fleiß in sein Begleitfach zu stecken, wird mit interessanten und witzigen Erkenntnissen über unser Rechtssystem belohnt. Trotz aller Vorteile steht dieses Begleitfach noch am Anfang seiner Entwicklung und bedarf daher einiger Verbesserungen, wie z.B. in der Notenumrechnung. Ich bereue es trotzdem auch in meinem letzten Semester nicht, dieses spannende Begleitfach gewählt zu haben.

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